Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Rätsel um Antikörper gegen Corona
Erste Ergebnisse der Neustadt-Studie
Jena/Neustadt. Bei der Studie zu Corona-Infektionen in Neustadt am Rennsteig wurden keine weiteren Infizierten gefunden. „Wir können die Menschen beruhigen, wir haben keine Coronaviren mehr nachweisen können“, sagt Studienleiter Mathias Pletz, Chefinfektiologe am Uniklinikum Jena (UKJ).
Neustadt war einer der ersten großen Corona-Hotspots in Thüringen und der erste Ort in Deutschland, der komplett abgeriegelt wurde. An der Studie Mitte Mai beteiligten sich 626 Bewohner des 883-Einwohner-Orts, darunter über 50 Kinder, wofür Pletz am Freitag noch einmal dankte. Sein Team hatte vor Ort Proben genommen sowie Befragungen geführt.
Bei acht Prozent der Teilnehmer wurden in mindestens zwei von sechs Verfahren Antikörper gegen das Sars-Cov2-Virus nachgewiesen. Überrascht sind die Forscher einerseits von der Tatsache, dass bei einem Teil ehemals Infizierter nichts gefunden wurde. Andererseits seien Antikörper bei Personen vorhanden gewesen, die nicht wissentlich infiziert waren.
Dass Antikörper bei Menschen schnell wieder verschwinden, kenne man auch von anderen CoronaErkältungsviren sowie vom Sars-Virus, sagte Pletz. Ob stattdessen spezielle Abwehrzellen gebildet wurden, werde über den Sommer weiter untersucht. Dabei gehe es auch um einen möglichen Zusammenhang mit der Krankheitsschwere. So seien viele Neustädter nur leicht erkrankt gewesen oder hätten gar keine Symptome gezeigt. Nach schweren Verläufen finde man gewöhnlich mehr und länger Antikörper. „Derzeit lassen sich noch keine Erkenntnisse zur Immunität gegen
Sars-Cov2 ableiten. Irgendwie schafft es das Virus, unter dem Radar des Immunsystems zu fliegen. Deswegen wollen wir die positiv auf Antikörper getesteten Neustädter in einigen Monaten noch einmal untersuchen“, sagte Pletz. An der Studie beteiligen sich mehrere Institute der Universitäten Jena und Ilmenau sowie Mediziner vor Ort.