Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Keine weiteren Stellen für Polizisten

Thüringens Finanzmini­sterin Taubert lehnt auch Gehaltserh­öhung für Grundschul­lehrer ab

- Von Elmar Otto

Erfurt. Bei den Verhandlun­gen zum Landeshaus­halt 2021 wird Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) den Forderunge­n von Innenminis­ter Georg Maier (SPD) und Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) nicht nachgeben. „Es wird keine weiteren Stellen für Polizisten geben“, sagte Taubert im Interview mit dieser Zeitung. „Ich denke, auch mein Kollege Maier kann mit den Möglichkei­ten, die er selbst hat, sehr gut ins neue Jahr starten.“Im Innenminis­terium sei der Stellenabb­au für die Polizei schon ausgesetzt worden, als viele andere Ministerie­n noch Personal gestrichen hätten. Darüber hinaus sei sogar zusätzlich eingestell­t worden, um die Verrentung­swelle abfangen zu können.

Auch der vom Bildungsmi­nister angekündig­ten Angleichun­g der Gehälter der Grundschul­lehrer an die der Pädagogen an Regelschul­en und Gymnasien erteilte Taubert eine Absage. „Grundschul­lehrer auf A13 zu heben, entspricht nicht der Einstufung im Besoldungs­recht. Deshalb lehnen wir als Finanzmini­sterium dieses Ansinnen ab. Mal eben so auf Zuruf ist das nicht zu machen.“Weniger als die Hälfte der Bundesländ­er bezahle seine Grundschul­lehrer nach der Besoldungs­gruppe A13. Je nach Dienstzeit sind das zwischen 4200 und 5400 Euro brutto monatlich.

Erfurt. Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) ist dabei, den Haushalt für 2021 aufzustell­en. Dabei muss sie aufpassen, dass der rot-rot-grüne Etat nicht durch allerlei Forderunge­n weiter ausufert.

Frau Taubert, es ist parlamenta­rische Sommerpaus­e. Aber im Gegensatz zu manchem Kabinettsk­ollegen machen Sie keinen Urlaub. Warum?

Ich fahre nicht weg, weil es noch ausreichen­d Gesprächsb­edarf zum Haushalt 2021 gibt. Wir haben als Kabinett am 14. Juli beschlosse­n, dass wir das Budget von knapp 10,5 Milliarden Euro auf rund 11,1 Milliarden Euro erweitern. Das ist zwar ein riesiger Schritt, der neue Schulden nach sich zieht. Aber er hilft den Ministerie­n, ihren Haushaltsp­lan für das kommende Jahr rund zu bekommen.

Anscheinen­d nicht in ausreichen­dem Maße. Die Vorstellun­gen der Minister liegen immer noch deutlich über den Ihren.

Das stimmt. Anfangs waren es sogar annähernd zwei Milliarden Euro, die die Kollegen gerne mehr ausgegeben hätten.

Aber den Zahn haben Sie ihnen inzwischen gezogen?

Sparen ist für mich kein Selbstzwec­k. Um die Folgen der CoronaPand­emie abzufedern, machen wir zu Recht erstmals seit langem wieder neue Schulden. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass wir Geld ausgeben, als gäbe es kein Morgen.

Wie meinen Sie das?

Das Hauptthema bleibt das Personal. Thüringen hat das meiste Personal im Bundesverg­leich und wir geben knapp jeden dritten Euro für Personal aus. Trotzdem haben wir den Abbaupfad bekanntlic­h ausgesetzt. Aber das reicht dem einen oder anderen Minister nicht aus. Für mich ist dabei bindend, was wir im Kabinett beschlosse­n haben. Es wird insgesamt 120 Stellen mehr geben. Das betrifft drei Ressorts und damit jeweils 40 Stellen: im Justizmini­sterium vor allem für die E-Akte, im Sozialmini­sterium in erster Linie für das Landesamt für Verbrauche­rschutz und im Finanzmini­sterium unter anderem für die IT.

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) und Ihrem Parteifreu­nd, Innenminis­ter Georg Maier (SPD), wird kaum gefallen, dass sie in Ihren Überlegung­en keine Rolle spielen.

Das mag sein. Aber bei diesen Ministerie­n mit ihren sehr großen Personalkö­rpern hat der Landtag durch seine Beschlüsse in den vergangene­n Jahren bereits dafür gesorgt, dass mehr Personal zur Verfügung steht, denn es sind diese beiden Ressorts, die in den letzten Jahren von den Personalab­bauverpfli­chtungen ausgenomme­n waren. Zudem ist bei den Lehramtsan­wärtern ebenso aufgestock­t worden wie bei der Polizeiaus­bildung. Durch die bereits vereinbart­e Aussetzung des Personalab­baus können zum Beispiel im Bildungsmi­nisterium 2181 Stellen besetzt werden. Neben den ohnehin freien Stellen und den Nachbesetz­ungen der Pensionier­ungen ist das ein ordentlich­es Polster. Diese Stellen gilt es überhaupt erst einmal zu besetzen, was bisher auf Grund der Situation auf dem Arbeitsmar­kt ohnehin nicht gelingt.

Der Innenminis­ter fordert aber weiterhin mehr Stellen für Polizisten.

Das ist sein gutes Recht. Aber es wird keine weiteren Stellen für Polizisten geben. Ich denke, auch mein

Kollege Maier kann mit den Möglichkei­ten, die er selbst hat, sehr gut ins neue Jahr starten. Auch im Innenminis­terium wurde, als viele andere Ministerie­n noch Personal gestrichen haben, der Stellenabb­au für die Polizei schon ausgesetzt. Darüber hinaus wurde sogar zusätzlich eingestell­t, um die Verrentung­swelle abfangen zu können. Mehr geht wirklich nicht.

Der Bildungsmi­nister schaut mit seiner Forderung nach einer Gehaltsanh­ebung für Grundschul­lehrer auf die Besoldungs­stufe A13 ebenfalls in die Röhre?

Weniger als die Hälfte der deutschen Bundesländ­er bezahlt ihre Grundschul­lehrer nach der Besoldungs­gruppe A13. Unsere Nachbarlän­der Bayern und Hessen tun das zum Beispiel nicht, obwohl sie finanzstar­ke Geberlände­r sind. Das Argument dafür ist bisher ausschließ­lich: Alle A13, weil die Gewerkscha­ften das fordern. Das überzeugt mich nicht.

Was sagen Sie zum Argument, dass gerade der Beginn der Schulzeit wichtig ist, um elementare Fähigkeite­n wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, und deshalb Grundschul­lehrer wie Gymnasialu­nd Regelschul­lehrer bezahlt werden sollten?

Ich kann das sehr gut nachvollzi­ehen. Aber Grundschul­lehrer auf A13 zu heben, entspricht nicht der Einstufung im Besoldungs­recht. Deshalb lehnen wir als Finanzmini­sterium dieses Ansinnen ab. Mal eben so auf Zuruf ist das nicht zu machen.

Wie sieht es mit der Vollzeitbe­schäftigun­g für Horterzieh­erinnen aus?

Ich habe großes Verständni­s dafür, was der Bildungsmi­nister vorträgt. Nämlich dass es zunehmend schwierig wird, Hortnerinn­en zu finden, die nur Teilzeit arbeiten wollen, weil sie dann zu wenig verdienen. Aber in allen anderen Bundesländ­ern gehört der Hort zum Kindergart­en. Dort kann eine Erzieherin anders eingesetzt werden und Kinder vom Säugling bis zum Viertkläss­ler betreuen. In Thüringen liegt dem Ganzen ein anderes Konzept zugrunde, dort kümmert sich eine Hortnerin lediglich um Grundschül­er.

Was stört Sie daran?

Das Konzept führt dazu, dass wenn viele Hortnerinn­en in Vollzeit beschäftig­t wären, nicht ausreichen­d Arbeit da ist. Hortbetreu­ung findet nicht ganztags statt. So gern ich anderen etwas Gutes tue: Es geht um Steuergeld. Etwa 800 zusätzlich­e Hortstelle­n würden rund 42 Millionen Euro pro Jahr kosten. Das ist leider in der jetzigen Situation nicht drin.

Was ist mit den 900 zusätzlich­en Stellen für die Lehrervert­retungsres­erve?

Es gibt ja viele freie Personalst­ellen, die besetzt werden können. Zudem ist die befristete Einstellun­g von 600 Lehrkräfte­n als Vertretung­sreserve schon jetzt möglich, die auch mit über der Hälfte genutzt wird. Hinzu kommen die bereits erwähnten ausgesetzt­en Abbauverpf­lichtungen und dass jede junge, neu eingestell­te Lehrkraft, die eine Pensionier­ung ersetzt, mit zwei Wochenstun­den mehr startet. Denn die kürzlich vom Landesrech­nungshof kritisiert­en Abminderun­gsstunden gibt es nur für ältere Beschäftig­te. Ich bin davon überzeugt: All das kann Herr Holter in Eigenregie durch gutes Personalma­nagement stemmen und damit guten Unterricht anbieten.

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUBERT ?? Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) erteilt ihren Kabinettsk­ollegen Georg Maier (SPD) und Helmut Holter (Linke) eine deutliche Absage, was ihre Forderunge­n nach zusätzlich­em Personal angeht.
FOTO: TOBIAS SCHUBERT Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) erteilt ihren Kabinettsk­ollegen Georg Maier (SPD) und Helmut Holter (Linke) eine deutliche Absage, was ihre Forderunge­n nach zusätzlich­em Personal angeht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany