Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Vor der Rückkehr zur „Polarstern“stehen 16 Tage Quarantäne
Der Jenaer Steffen Graupner ist auch für letzte Etappe der Arktis-Expedition an Bord des Forschungsschiffes eingeplant
Jena. Steffen Graupner, Geophysiker aus Jena, zieht es nochmals gen Nordpol und somit ins Eis. Nachdem er für die Mosaic-Expedition unter Federführung des deutschen Alfred-Wegener-Instituts (AWI) bereits Ende November 2019 für vier Monate in Richtung Dunkelheit, Kälte und dem Forschungsschiff „Polarstern“aufgebrochen war, ist er nun nochmals für den letzten Abschnitt der größten Arktisexpedition aller Zeiten eingeplant.
Bereits seit dem 18. Juli befindet sich der 47-Jährige mit 71 weiteren Begleitern für insgesamt 16 Tage in Quarantäne in Bremerhaven. Ein ganzes Hotel wurde dafür nach außen hin abgeriegelt. Sollten alle Corona-Tests negativ ausfallen, wartet ab 2. August der russische Forschungseisbrecher „Akademik Tryoshnikov“auf die neue Crew aus Bremerhaven und bringt sie zur „Polarstern“.
Die wiederum hat nach mehrwöchiger, außerplanmäßiger Unterbrechung wieder an ihrer ursprünglichen Eisscholle festgemacht und ist seit Anfang Juli voll arbeitsfähig. Unermüdlich werden über das kilometerweite Netz an Messinstrumenten weiterhin wertvolle Klimadaten gesammelt, die das AWI auf seinen eigenen Forschungsplattformen Wissenschaftlern aus aller Welt zur Verfügung stellt. „Momentan befindet sich die Polarstern auf 80 Grad, 37 Minuten nördliche Breite und damit nur 40 Meilen von der Eiskante entfernt“, erzählt Steffen Graupner. „Sollte das Schiff vor Ende der Mosaic-Expedition aus der Scholle ausschmelzen, wird es nochmals tiefer ins Eis fahren und weiter messen.“Wann das passiert und ob bis dahin der russische Eisbrecher die neue Crew überführen kann, obliegt allein der Eis-Drift.
Während seiner 80 Tage an Bord bei Leg 2, als bis März kein Tageslicht zu sehen war und die Temperaturen unter minus 40 Grad sanken, erreichte das Schiff den bislang nördlichsten Punkt der Expedition, nur 84 Meilen vom Nordpol entfernt. Wohin jetzt die weitere Drift geht, bleibt abzuwarten. Schon fünf
Mal im Laufe ihres 37-jährigen Dienstes schaffte es die „Polarstern“zum Nordpol.
Fest steht, dass Steffen Graupner bei seinem erneuten Aufenthalt in der Arktis mit Temperaturen von null bis minus zehn Grad durchaus „angenehmere“Temperaturen erwarten, extreme Sonneneinstrahlung und somit andere Lichtverhältnisse zum Fotografieren. Seine Langlaufski hat er direkt an Bord des Forschungsschiffs gelassen, zusätzlich aber diesmal Gummistiefel und Wathosen eingepackt. „Wir werden eine teilaquatische Landschaft vorfinden mit Schmelztümpeln, die mit Wasser gefüllt sind“, sagt Graupner. Anfang Oktober wird die auf ein Jahr angelegte Mosaic-Expedition beendet sein und eine Woche lang das gesamte Equipment auf der Eisscholle wieder abgebaut werden.
Für den 12. Oktober ist in Bremerhaven die Ankunft des Schiffes geplant – mit dem Forscher aus Jena an Bord.