Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Im Juli 300 Arbeitslose weniger
Quote stagniert bei 6,3 Prozent. Experten warnen vor Auslaufen der Überbrückungshilfen
Erfurt. Erstmals seit Beginn der Corona-Kreise stagniert der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Thüringen. Insgesamt 70.300 Frauen und Männer waren im Juli ohne Job. Das sind knapp 300 weniger als noch im Vormonat, aber 12.200 mehr als im Juli vor einem Jahr.
Damit verharrt die Arbeitslosenquote nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei 6,3 Prozent. Rund 14.000 Menschen im Freistaat haben als Folge der Corona-Pandemie zwischen März und Juli ihre Arbeit verloren, konnten nicht vermittelt werden oder haben eine Qualifizierungsmaßnahme antreten. Der sogenannte Corona-Effekt wirkte sich auf die Arbeitslosenquote mit einem Plus von 1,3 Prozentpunkten aus. „Der NegativTrend auf dem Arbeitsmarkt nach dem Corona-Schock konnte vorerst gestoppt werden“, betont Markus Behrens, Geschäftsführer der BARegionaldirektion Sachsen-AnhaltThüringen in Halle. Kurzarbeit und andere staatliche Maßnahmen haben zur Stabilisierung beigetragen. Thüringen sei von der Krise stärker betroffen als etwa Sachsen-Anhalt, weil der Anteil des verarbeitenden Gewerbes im Freistaat höher liege.
Der leichte Rückgang der Arbeitslosenzahlen könne über die „weiterhin schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht hinwegtäuschen, kommentiert Cornelia Haase-Lerch den Trend. Eine hohe Zahl an Kurzarbeitern verhindere noch Schlimmeres. Sie blicke mit Sorge auf die kommenden Monate, betont die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt. Denn Ende August enden die Überbrückungsgelder und im September laufe die Frist zur Aussetzung der Insolvenzpflicht aus. „Das könnte zum Aus für viele Unternehmen und damit verbundenen Entlassungen führen.“
„Wir stehen vor einem heißen Herbst. Einen zweiten Lockdown verkraftet die Thüringer Wirtschaft nicht“, ist auch Stephan Fauth, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft in Thüringen (VWT) alarmiert. Erst im Herbst werde sich zeigen, ob die Konjunkturpakete von Bund und Land greifen. Etwa 4300 Menschen meldeten sich im Juli im Freistaat arbeitslos. Das waren 100 weniger als in Juni und 1000 weniger als im Vorjahr. Saisonbedingten Effekte, die im Juli zum Anstieg der Arbeitslosigkeit führten, sind laut Behrens dieses Jahr kaum spürbar: die Ferien haben später begonnen, Abschlussprüfungen in den Ausbildungsberufen finden später statt und der Markt hole gerade den Stillstand der vergangenen Monate auf. Allein 900 Menschen, die sich arbeitslos gemeldet haben, kommen aus dem verarbeitenden Gewerbe, jeweils 500 aus dem Zeitarbeitssektor und dem Handel, 300 aus dem Dienstleistungsgewerbe und 200 aus dem
Gastronomiesektor. Dagegen konnten 3800 Arbeitslose eine neue Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt finden, 200 mehr als im Juni.
Im Juli wurden insgesamt 4300 neue Stellen gemeldet. Laut Arbeitsagentur sinkt die Zahl neuer Anzeigen auf Kurzarbeitergeld. Zwischen März und Juli waren es
26.600 für insgesamt 305.300 Beschäftigte. Im Juli dagegen nur noch
200 für 2400 Beschäftigte. Allerdings kommen Dreiviertel der jüngsten Anzeigen inzwischen aus dem verarbeitenden Gewerbe und nur noch ein Viertel aus dem Dienstleistungssektor. Im April gab es laut Hochrechnungen der Arbeitsagentur 137.000 Kurzarbeiter in 16.700 Thüringer Betrieben.
„Wir stehen vor einem heißen Herbst. Einen zweiten Lockdown verkraftet die Thüringer Wirtschaft nicht.
“Stephan Fauth, Hauptgeschäftsführer des VWT in Thüringen