Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gastgewerbe in Not
Der Hotel- und Gaststättenverband rechnet mit bis zu 20 Prozent Pleiten im Freistaat
Erfurt. Das aktuell schöne Sommerwetter ändert nichts an den trüben Aussichten: Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Thüringen befürchtet, dass mehrere der 4900 Gastronomie-Betriebe – 1100 entfallen auf Hotels und Beherbergungsstätten – die Auswirkungen der Corona-Krise nicht überleben werden. „Ich habe Bange, dass 15 bis 20 Prozent pleite gehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger. Vor allem Kleinstbetriebe seien wegen des schwachen Eigenkapitals
arg gefährdet, so Ellinger weiter. Denn die Einnahmen im Thüringer Gastgewerbe, in der rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, liegen nach der seit 15. Mai möglichen Wiedereröffnung von Hotels, Restaurants, Cafés und Kneipen nach wie vor weit unter denen des Vorjahres. Der Umsatz beträgt wegen der Beschränkungen oft nur 50 Prozent, einige Betriebe hätten immer noch komplett geschlossen.
Ellinger beziffert das allgemeine Minus nach der Schließung und dem langsam erfolgen Neustart bereits auf 350 Millionen Euro. Der
Verlust sei auch nicht mehr aufholbar, „das Loch wird bis Ende des Jahres bleiben“. So waren die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen noch im Mai um teilweise 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019 eingebrochen.
Den allgemeinen Aufschwung im Gastgewerbe im Juni und Juli bezeichnet Ellinger indes als „erfreulich“, warme Temperaturen erhöhen vor allem die Auslastung der Außenanlagen der Restaurants. Dort würden die Auflagen aber nach wie vor bremsend wirken, aus Dehoga-Sicht zählt dazu besonders die Erfassung der Kontaktdaten der Gäste. Der Hauptgeschäftsführer bezeichnete sie als „bürokratisches Monster“und fordert zugleich vereinfachte Regeln im Umgang mit den Gästen. Ellinger wünscht sich für das Gastgewerbe insgesamt eine lohnenswerte Perspektive. Das bis 31. August geltende Verbot von Großveranstaltungen, die nicht stattfindenden Kongresse oder Tagungen hätten Einfluss auf sämtliche Bereiche. Die Ungewissheit mit Blick auf die kommenden Monate würde jegliche Planung fast unmöglich machen.
In diesem Zusammenhang kritisiert Dehoga-Chef Ellinger, dass beispielsweise schon jetzt über Absagen von Weihnachtsmärkten nachgedacht wird. Da hängen doch so viele Gewerbe und Menschen dran“, gibt Ellinger zu bedenken.