Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Weniger Tiertransporte ins Ausland
Zahl der oft quälenden Exporte gesunken
Berlin. Die Zahl der Langstreckentransporte von lebenden Tieren in Länder außerhalb des Schengenraums hat zwischen 2018 und 2019 deutlich abgenommen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der Grünen hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach wurden
2018 noch 67.860 lebende Zuchtrinder aus Deutschland in Länder außerhalb des Schengengebiets exportiert. 2019 waren es 52.435 – fast
23 Prozent weniger.
Der Einbruch ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Transporte in die Türkei deutlich zurückgegangen ist. Wurden 2018 noch 15.238 als Zuchttiere deklarierte Rinder in die Republik gebracht, waren es im Jahr darauf nur noch 1951. Das bedeutet einen Rückgang um rund 87 Prozent. In andere Länder wurden dagegen mehr Tiere exportiert. So stieg die Zahl der nach Russland gebrachten Zuchtrinder um rund 29 Prozent. „Bei den Transporten in die Türkei gab es eine Reihe von Tierschutzskandalen, die sich sicher auf die Zahl der Transporte ausgewirkt hat“, sagt Patrick Müller von der Tierschutzorganisation Pro-Vieh. Zudem hatten sich 2018 die Agrarminister von Bund und Ländern des Themas angenommen. Sie baten die Behörden, bei der Genehmigung von Transporten zu berücksichtigen, dass gerade in den Sommermonaten die für Transporte erlaubten Temperaturen in den Lkw häufig überschritten werden. „Dass es jetzt weniger Transporte gibt, ist eine positive Entwicklung“, sagt Müller. Doch die Zahl sei immer noch viel zu hoch, und viele Tiere würden fälschlicherweise als Zuchttiere deklariert.
Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, beklagt, dass die europäischen Regeln für Tiertransporte häufig nicht eingehalten würden. „Die Versorgung der Tiere ist auf ihren mehrtägigen Reisen nicht sichergestellt, und die Transportfahrzeuge sind mangelhaft“, sagt Ostendorff. „Lebendexporte in außereuropäische Länder müssen verboten werden“, fordert er. Mehrere Bundesländer haben zuletzt beschlossen, bis auf Weiteres keine Langstreckentransporte mehr zu genehmigen.