Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Heimkehr mit Virus
Vor allem aus den Ländern Südosteuropas kommen Reisende infiziert nach Deutschland zurück
Berlin. Seit die Menschen wieder reisen dürfen, haben sie bei ihrer Rückkehr nach Deutschland immer öfter das Coronavirus im Gepäck. Die Zahl der Fälle in Deutschland, bei denen der Infektionsherd im Ausland liegt, nimmt zu. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. So lag der Anteil der mit Infektion Eingereisten im März bei über 50 Prozent, sank infolge der Reisebeschränkungen aber rasch in den unteren einstelligen Prozentbereich – und wächst nun wieder.
In der Tabelle der Expositionsländer – jener Länder, in denen sich Infizierte mutmaßlich angesteckt haben, ehe die Infektion in Deutschland
registriert wurde – listet das RKI 7977 Neuinfektionen von der
27. bis zur 30. Kalenderwoche (bis zum 26. Juli) auf. Das ist die Zeit nach Aufhebung der Reisebeschränkungen, die Besuche und Urlaub in den EU-Staaten wieder erlaubte. Auffällig: Der Großteil
(6809 Neuinfektionen) stammt nicht aus dem Ausland. Die Menschen haben sich in Deutschland infiziert. Und: Mehr als 50 Prozent der nach Deutschland eingeschleppten Infektionen stammen aus Südosteuropa. Aus dem Kosovo werden 303 Fälle verzeichnet, aus Serbien 242, aus der Türkei 70, aus Bosnien und Herzegowina 67, aus Rumänien 36, aus Kroatien 29, aus Bulgarien 27, aus Mazedonien 24. Für alle Balkanstaaten und die Türkei
besteht eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, für die EU-Länder Rumänien und Bulgarien nicht.
Auch die 44 Neuinfektionen in dieser Woche im Kreis Dithmarschen sind vor allem auf Rückkehrer von Reisen auf den Westbalkan und nach Skandinavien zurückzuführen. Diese Daten sind im Lagebericht aber noch nicht erfasst.
Die klassischen Urlaubsländer Österreich und Italien tauchen im Spitzenfeld nicht auf. In Spanien haben sich nur 17 Menschen angesteckt, obwohl auch die Trinkgelage auf Mallorcas Partymeile in diesen Zeitraum fallen. Wie aussagekräftig diese Zahlen sind, ist schwer zu beurteilen. Nur bei etwa zwei Dritteln der übermittelten Fälle gibt es Angaben zum Infektionsland.