Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Im schönen Schein
Schöne Ferien in Thüringen Bei der Taschenlampentour in den Feengrotten fällt im Dunkeln auf, was bei Licht verborgen bleibt
Saalfeld. Der kleine Lichtkegel der Taschenlampe huscht über die Felswände. Es funkelt, es glitzert, an manchen Stellen tropft es. Stockdunkel ist es um die Besuchergruppe der Taschenlampenführung in den Saalfelder Feengrotten. Und das ist es, was den Reiz dieser Tour unter Tage ausmacht, die Höhle mit anderen Sinnen zu erkunden.
„Man kann es so einfach sagen, wir haben nur das Licht ausgemacht“, sagt Franziska Schreyer von den Saalfelder Feengrotten. Ein „Nervenkitzelangebot“für die Teilnehmenden soll es sein, so Schreyer, wenn die Feen im Feenwäldchen sich zum Schlafen legen. Denn die Taschenlampenführung findet immer dienstags und donnerstags nach Feierabend statt. Der Berg aber kennt keinen Feierabend, in ihm tropft und arbeitet es rund um die Uhr, und so lassen sich an diesem Donnerstagabend 20 große und kleine Besucher auf das Abenteuer ein.
„Das Besondere“, sagt Enrico Bucklitsch, der die Gruppe an diesem Abend durch den Berg führt, „ist, dass wir mehr Zeit haben alles zu erkunden.“Bucklitsch geht voraus durch die Höhle, seine Kollegin Katja Hüther immer hinterher, damit niemand auf dem 550 Meter langen Weg verloren geht. „Man sieht mehr von den Farben und kann individueller entdecken“, fügt Hüther hinzu.
Unter den Höhlenforschern sind Raphaël und seine Mutter Kathleen Korell. Sie sind auf Ferienbesuch, Kathleen Korell stammt ursprünglich aus Rudolstadt, mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie in Hessen. Aufgeregt ist Raphaël nicht, und Angst im Dunkeln hat der Achtjährige auch nicht, er streift sich das Mäntelchen über, setzt den Helm auf. Zwei Taschenlampen hält Raphaël in den Händen. „Die brauche ich nicht beide, bin doch kein Auto“, sagt er und gibt seiner Mutter eine ab, bevor er sich in den dunkeln Eingang der Höhle wagt.
Eigentliche Stars der Tour sind die Taschenlampen
Wild fuchtelt Raphaël mit seiner Taschenlampe herum, lässt das Licht über die Wände links und rechts des schmalen Ganges flitzen, achtet nicht auf den matschigen Weg, der vor ihm liegt, und tappt mit seinen ausgetretenen Lieblingsturnschuhen ins Nasse. Immer wieder verliert ihn seine Mutter aus den Augen, wenn er mit seiner Taschenlampe in einer Ecke nach besonderen und schönen Steinchen sucht.
Natürlich erzählt Enrico Bucklitsch auch ein paar Geschichten über den Bergbau, die Kinder dürfen ihre Kraft mit einem Hammer an der Felswand messen, und es wird simuliert, unter welchen Lichtbedingungen die Bergleute im Stollen arbeiteten.
Aber die Fakten sind bei dieser Führung nur Nebensache. Die eigentlichen Stars der Tour sind die Taschenlampen, deren heller Schein ab und zu in die Gesichter der Höhlenwanderer blendet, aber auch die kleinen und großen Wunder in der Höhle zum Leuchten bringt: versteckte Ecken, dunkle Gänge, Stalagmiten und Stalaktiten. Es sind die Details des Berges, die im wenigen Lichtschein mehr zur Geltung kommen – das Glitzern des Glimmerschiefers, der blaue Tropfstein. Raphaël jedenfalls, der zwar keinen wertvollen Stein auf dem Grund der Höhle gefunden hat, hat die Tour gut gefallen: „Es war ein kleines Abenteuer“, findet der Schüler. Ein bisschen glitzernden Schein gibt es dann für ihn doch noch zum Mitnehmen: einen kleinen silberfarbenen Stein als Erinnerung für die Hosentasche.
Taschenlampenführung in den Saalfelder Feengrotten: dienstags und donnerstags, 17.30 Uhr. Terminvereinbarung im Internet auf www.feengrotten.de