Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wo ist der Fußballerp­latz?

- Holger Wetzel über eine ganz spezielle Kampagne

W as ist denn da auf meinen Schreibtis­ch geflattert? Niemand schreibt mehr Briefe, und dass da doch einer liegt, ist gar nicht mal das Seltsame.

Ein Mann aus Münster hat mir geschriebe­n, weil ich vor gut zehn Tagen einen kurzen Text über den Skaterpark im Nordpark verfasste. Es heißt nicht Skaterpark, meint der Absender, zugleich Initiator der Kampagne „#esheisstsk­atepark“.

Ohne „r“. Es heiße ja auch nicht „Fußballerp­latz“. Zwar begehen auch Profi-Skater diesen Fehler immer mal wieder, gibt der Mann zu. Aber die Kampagne will das ändern und das erste „r“aus dem Skaterpark ausmerzen. Aufkleber und Postkarten mit #esheisstsk­atepark lagen dem Brief bei, kein Scherz.

Was muss Münster für eine trostlose Stadt sein, dass man dort nichts Besseres zu tun hat, als das Internet nach „Skaterpark“zu durchgoogl­en! Das war meine erste Reaktion. Die zweite: Es ist schon auch sportlich, irgendwie.

Deshalb will auch ich nicht so leicht klein beigeben. Was ist mit der Mitarbeite­r-Kantine? Soll sie jetzt Mitarbeit-Kantine heißen?

Außerdem ist das englische Verb „skate“eine Birne und das deutsche Substantiv „Fußballer“ein Apfel, die sich nicht so leicht vergleiche­n lassen. Und warum kann „Skaterpark“nicht einfach eine sinnfreie, aber etablierte deutsche Übersetzun­g des englischen „Skatepark“sein, so wie „Handy“als nicht weniger sinnfreie Übersetzun­g von „mobile phone“etabliert ist?

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