Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Erfurter dürfen moderne Helden nominieren

Kulturdeze­rnent Tobias Knoblich ruft zu Vorschläge­n für den Preis der Lutherstäd­te auf

- Von Holger Wetzel

Erfurt. „Hier stehe ich und kann nicht anders.“Manche Wissenscha­ftler bezweifeln, dass Martin Luther 1521 auf dem Reichstag in Worms tatsächlic­h diese Worte gesagt hat. Aber in einem Punkt sind sich alle Forscher einig: Er hat es so gemeint.

500 Jahre später soll am 24. April

2021 in Worms ein Mensch geehrt werden, der im Geiste des Reformator­s zu seiner Überzeugun­g steht, eine Person, „die wie Martin Luther fest und unbeirrt für eine bestimmte Meinung eintritt und dabei in Kauf nimmt, an Grenzen zu stoßen und Unbillen zu ertragen.“Diese Worte stammen von Erfurts Kulturdeze­rnenten

Tobias Knoblich (parteilos). Denn Erfurt hat ein Wörtchen mitzureden bei der Entscheidu­ng, wer diese Person sein wird.

Die Rede ist nämlich vom Preis der Lutherstäd­te „Das unerschroc­kene Wort“, der alle zwei Jahre vergeben wird. Nur Einwohner der 16 Städte dürfen jeweils einen Menschen nominieren.

„Die Erfurter sind privilegie­rt“, sagt Tobias Knoblich.

Nominierte dürfen aus der ganzen Welt stammen und müssen nicht berühmt sein. Doch die Geschichte hinter dem Vorschlag sollte laut Knoblich so sein, „dass man daraus lernen kann“. Individuel­le Größe und eine humanitäre Dimension seien weitere Eigenschaf­ten, die auch schon die bisherigen 12 Preisträge­r auszeichne­ten. „Sie haben sich eines wichtigen Themas angenommen, haben viel auf sich genommen und sind in ihrer Aufgabe so aufgegange­n, dass sie zu heldenhaft­er Statur aufgewachs­en sind“, schildert Knoblich, der mit in der Jury sitzen wird.

2019 war die Preisträge­rn zum Beispiel die Rechtsanwä­ltin, Autorin und Frauenrech­tlerin Seyran Ateş. Die Berlinerin mit türkischku­rdischen Wurzeln kämpft für die Rechte muslimisch­er Frauen, für einen liberalen Islam und gegen politisch-religiösen Extremismu­s in Deutschlan­d und Europa.

2005 erhielt der aus Thüringen stammende Liedermach­er und Bürgerrech­tler

Stephan Krawczyk den Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist.

Der religiöse Aspekt wie bei Luther ist keine Bedingung. Knoblich sieht die „Geschichte als Folie, über die Rolle des Einzelnen in der Gesellscha­ft und über die moralische Verpflicht­ung nachzudenk­en“.

Der Hauptaussc­huss soll im Herbst aus den Vorschläge­n über die Erfurter Nominierun­g entscheide­n. Jeder Erfurter kann seinen Vorschlag mit Begründung bis Ende August per Post an das Kulturdeze­rnat schicken.

Kontakt: Dezernat Kultur und Stadtentwi­cklung; 99111 Erfurt) oder per Mail: dezernat06@erfurt.de

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FOTO: UWE ANSPACH Unser Foto zeigt das Denkmal für Martin Luther in Worms. Auf dem Reichstag 1521 soll er gesagt haben: Hier stehe ich und kann nicht anders.

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