Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Der irre Kandidat
Der amerikanische Hip-Hop-Star Kanye West treibt seine Präsidentschaftskandidatur zielstrebig voran - Die Ehe mit Kim Kardashian ist unterdessen in schwerer Krise
Berlin. Eine Spinnerei? Vielleicht. Aber Kanye West nimmt sie ernst: Der 43-Jährige will vom Hip-HopStar und Turnschuhunternehmer umschulen und mit einer Partei namens „Birthday Party“Präsident der Vereinigten Staaten werden. Inzwischen hat er ein Wahlkampfteam engagiert. Das hat nun alle Formalitäten erledigt, damit West in den Bundesstaaten Illinois, Oklahoma, Missouri und New Jersey auf den Stimmzetteln stehen kann, berichten das Magazin „People“und die Webseite „TMZ“. So zahlte er in Oklahoma 35.000 Dollar Gebühr und reichte die in seinem Heimatstaat Illinois erforderliche Petition mit den Unterschriften von 2500 Unterstützern ein. Derzeit ziehen seine Helfer durch die Shoppingmalls in West Virginia – dort müssen bis Montag 7144 Stimmen zusammenkommen, um gelistet zu werden.
Die Zielstrebigkeit überrascht, befindet sich der exzentrische Rapper doch in einer schweren mentalen Krise: Seit Wochen verschanzt er sich in seiner Ranch in Wyoming, weit entfernt von seiner Ehefrau, dem Reality-TV-Star Kim Kardashian,
und den vier Kindern, die in Kalifornien blieben. Vergangenes Jahr hat West das abgelegene Anwesen für 14 Millionen Dollar gekauft – inklusive Hightech-Bunker.
Von dort ließ er sich zu einem ersten Wahlkampfauftritt nach South Carolina fliegen. Dort macht er irre Versprechen wie „eine Million Dollar für jedes Baby“und „Marihuana für alle“. In einer wirren Tränenrede erzählte er dann, seine älteste Tochter North (7) sei anfangs nicht von ihm gewünscht gewesen: „Auch wenn meine Frau sich nach dieser Rede von mir scheiden lassen will, hat sie North auf die Welt gebracht, auch wenn ich es nicht wollte. Sie beschützte dieses Kind.“Tage später beschuldigte er auf Twitter seine Frau und seine Schwiegermutter Kris Jenner, sie hätten versucht, ihn „einzusperren“. Später entschuldigte er sich bei seiner Frau.
Kardashian veröffentlichte daraufhin ein Statement, indem sie auf die psychische Erkrankung ihres „brillanten, aber komplizierten“Mannes hinwies. Er leide an einer bipolaren Störung. Als Familie sei man in so einem Fall „machtlos“. Bei bipolaren Menschen wechseln sich überdrehte und niedergeschlagene Phasen ab.
Am Montag dann flog die 39-Jährige nach Wyoming, aß mit ihrem
Ehemann in einem Fastfood-Restaurant. Fotos zeigen das Paar debattierend in einem Auto auf dem Parkplatz, Kardashian in Tränen aufgelöst. Nur einen Tag später landete sie mit ihrem Privatjet wieder auf dem Flughafen in Los Angeles – allein.
Einflussreicher Clan
Zugegeben, es sind die Sorgen eines überhitzten Hollywoodclans – den zu unterschätzen allerdings ein Fehler wäre. Die Familie KardashianJenner-West ist inzwischen so etwas wie die Royal Family der USA. West gilt als irre, aber eben auch als irre erfolgreich: Das „Time“-Magazin wählte ihn 2015 in die Top 100 der einflussreichsten Menschen der Welt. Seine Frau Kim Kardashian ist die Tochter des O.J.-Simpson-Anwalts Robert Kardashian. Die ExBoutiquenbesitzerin stieg zur millionenschweren Kosmetikunternehmerin auf. Initialzündung für ihre Karriere war ein privates Sexvideo, das angeblich ohne ihr Einverständnis vermarktet wurde.
Sollte das Unfassbare eintreten, wäre sie die erste First Lady mit Pornovergangenheit – Kanye West aber nicht der erste verhaltensauffällige Präsident.