Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Rückkehr der Vera Lengsfeld

Ex-Bundestags­abgeordnet­e will sich für die Werteunion in Thüringen engagieren

- Von Martin Debes

Erfurt. Der Mann, der die Werteunion in Thüringen seit 2017 leitete, gibt sich gut gelaunt. Nach ihm und einer Stellvertr­eterin seien noch etwa 20 andere Christdemo­kraten aus dem Verein ausgetrete­n, der die CDU auf den rechten Weg zurückführ­en will. „Die Zahl der Mitglieder im Land wird bald unter 100 sinken“, sagt Christian Sitter und lacht.

Seit kurzem präsentier­t sich der Gothaer Rechtsanwa­lt als Vorkämpfer gegen eine Radikalisi­erung in der konservati­ven Splittergr­uppe. Der Verein werde inzwischen von „Krawallmac­hern“dominiert, die „kein gutes Haar an der CDU“ließen, sagte er dem Nachrichte­nportal T-Online.

Das entscheide­nde Indiz für einen Rechtsruck sieht Sitter in der angebliche­n Absicht von Vera Lengsfeld, den Vorsitz des Landesverb­andes zu übernehmen. Nach der Neuwahl des Landtags strebe sie ein Bündnis mit der AfD an.

Lengsfeld, die aus Sondershau­sen stammt und seit Langem in Berlin

lebt, hat einen kurvenreic­hen Weg von der DDR-Bürgerrech­tsbewegung über die Grünen zum rechten Rand der CDU genommen. Im Thüringer Landtagswa­hlkampf warb die vormalige Bundestags­abgeordnet­e in einer massenhaft verteilten Zeitung obskurer Herkunft für ein „bürgerlich­es Bündnis“mit der AfD, allerdings ohne deren Landeschef Björn Höcke.

Ein Posten an der Spitze der Werteunion in Thüringen dürfte der Landes-CDU einiges Ungemach bescheren. Doch Vera Lengsfeld dementiert. „Ich strebe definitiv nicht nach dem Landesvors­itz“, sagt sie. Sie wolle einem neuen Vorstand „unterstütz­end zur Verfügung“stehen. Was die Thüringer AfD angehe, sei klar: „So lange Höcke die Landespart­ei dominiert, geht mit denen nichts.“

Was stimmt? Seit Tagen zirkuliert ein internes Schreiben der Thüringer Werteunion. Darin wird eine Landesspit­ze gefordert, die einen „wertkonser­vativen Politikwec­hsel“herbeiführ­t. „Wir fünf möchten uns daher als neuer Vorstand zur

Wahl stellen.“Unter den folgenden Namen steht der von Lengsfeld an erster Stelle.

Landesvize Hans Pistner bestätigt die Authentizi­tät des Papiers – sagt aber auch, dass nicht Lengsfeld für den Vorsitz kandidiere. „Das war nie geplant“, behauptet er. Sowieso habe die Auseinande­rsetzung mit dem Kurs der Werteunion nichts zu tun. Vielmehr verfolge Sitter „persönlich­e Feindschaf­ten“und ergehe sich in „Beschimpfu­ngen von Mitglieder­n“. Mit seinem Austritt sei der Ex-Landeschef nur der Abwahl zuvorgekom­men.

Tatsächlic­h hatten Sitters Verlautbar­ungen früher anders geklungen. Kurz nach der Landtagswa­hl unterzeich­nete er einen Brief von Kommunalpo­litikern, in dem sie die

CDU auffordert­en, auch mit der AfD zu reden. Im Januar organisier­te er im Eichsfeld eine Veranstalt­ung der Werteunion mit HansGeorg Maaßen und schlug den ExVerfassu­ngsschutzc­hef als Ministerpr­äsidentenk­andidaten vor.

Im Publikum befanden sich mehrere Mitglieder und Funktionär­e, einige beteiligte­n sich an der Diskussion. Am Tisch von Sitter und Maaßen saß auch Lengsfeld. In einer kurzen Rede warb sie für einen CDU-Ministerpr­äsidenten wie Maaßen, der dann mit „wechselnde­n Mehrheiten“regieren könne, womit in diese Mehrheitsb­ildung die AfD automatisc­h eingeschlo­ssen war.

Heute sagt Sitter, er würde den Brief der Kommunalpo­litiker „so nicht noch einmal“unterzeich­nen. Ansonsten habe er im Januar Lengsfeld nicht ins Eichsfeld eingeladen. „Es ist doch klar, dass die Werteunion unter dieser Dame noch weiter nach rechts abdriften wird“, sagt er. Ihr Dementi hält er daher für eine durchsicht­ige Ausrede. „Da wird Sand in die Augen gestreut.“

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FOTO: UWE ZUCCHI / DPA Die Ex-CDUBundest­agsabgeord­nete Vera Lengsfeld.

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