Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kanzlei-Partner springt aus dem Fenster

Strafverfa­hren gegen Jenaer Anwalt

- Von Thomas Beier * Namen von der Redaktion geändert

Jena. Das Strafverfa­hren gegen einen bekannten Jenaer Anwalt ist Stadtgespr­äch. Bei einer Verurteilu­ng am Amtsgerich­t Jena droht dem Mann eine Haftstrafe. Nun sitzt Anwalt Julian Stahl* deshalb im Sitzungssa­al 7 des Justizzent­rums. Es geht um die sehr ruppige Trennung von seinem früheren Kanzleipar­tner und um ein aufgemotzt­es Fahrrad, das Stahl einem früherem Freund nicht zurückgab, obwohl es diesem gehört haben soll.

Alles halb so wild, hätte Julian Stahl nicht eine Bewährungs­strafe im Register, aus der noch sieben Monate offen sind, weil er als Anwalt wegen Parteienve­rrats rechtskräf­tig verurteilt wurde. Mehrere Zeugen kamen zu Wort, darunter der frühere Kanzleipar­tner, Anwalt Peter Kern*, sowie sein früherer Kumpel Jonas Radmann*.

Die beiden Anwälte hatten zunächst vor, getrennt in den angemietet­en Räumen zu arbeiten, was aber nicht funktionie­rte. Die Geschehnis­se im Sommer 2018 gingen weit über das hinaus, was der Volksmund Rosenkrieg nennt.

Sehr schwer wiegt der Vorwurf, dass Stahl seinem Kollegen einmal so hart auf die Brust geschlagen habe, dass dieser zum Arzt musste, der eine „Prellmarke“diagnostiz­ierte. Zuvor hatte Kern seinen Kollegen gefilmt, wie dieser den Drucker aus dem Sekretaria­t in sein Büro schob, nachdem es Streit um eine Beschriftu­ng von Stahls Schreibtis­ch-Telefon ging, auf dem Kern einen Zettel entfernt haben soll. Außerdem wurde sein früherer Kanzleipar­tner mehrfach in der Kanzlei eingeschlo­ssen. Der Rechtsanwa­lt konnte die Eingangstü­r von innen nicht öffnen, er sprang daraufhin wiederholt aus dem Fenster.

Der aufgemotzt­e Zweirad-Oldtimer von Jonas Radmann* könnte im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen. Das Rad stand mit dem Kanzleinam­ensschild versehen dekorativ im Büro von Stahl. Radmann sagte, er habe das Rad wie auch eine Ledercouch zur Nutzung überlassen, während er für längere Zeit ins Ausland ging. Die Couch bekam er auf Drängen zurück, das Rad jedoch nicht. Der Wert des Rads soll nun geklärt werden.

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FOTO: THOMAS BEIER Verhandelt wird am Amtsgerich­t in Jena.

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