Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Das teure Hobby der Fußball-Scheichs
Trotz großer Investitionen sind die von Golfstaaten gelenkten Vereine bislang oft erfolglos
Berlin. Viele Milliarden Euro flossen aus den Golfstaaten in den Fußball. Die Herrscher aus Katar und Abu Dhabi versuchten, ihr Renommee im Westen durch Erfolge im Sport aufzubessern. Dafür haben sie Vereine übernommen und Fußballstars verpflichtet. Alles für das große Ziel, die Königsklasse des Kontinents, die Champions League, zu gewinnen. Bislang erfolglos. Nun geraten die Scheichs unter Druck – durch finanzkräftige Hedgefonds und Menschenrechtsorganisationen.
Katar wähnt sich fast am Ziel. Für das Finale der Champions League am Sonntag gegen Bayern München soll möglicherweise sogar Emir Tamim bin Hamad Al Thani eingeflogen werden. Seit 2011 strömt sein Ölgeld in den Fußballverein Paris Saint-Germain (PSG). Einiges spricht dafür, dass die Golfstaaten weiterhin kräftig im Fußball mitmischen, aber auf große Übernahmen verzichten müssen. Das hat verschiedene Gründe.
Günstig war Katars großer Fußballspaß nicht. Für 1,3 Milliarden Euro hat sich die Qatar Sports Investments (QSI) in Paris eine Starmannschaft zusammengekauft. Der europäische Fußballverband hat PSG dafür schon sanktioniert. Allein für den Fußballstar Neymar waren 222 Millionen Euro Ablösesumme fällig – bis heute ein Rekord. QSI ist Teil des 2005 gegründeten Staatsfonds, der helfen soll, die Wirtschaft im Emirat zu diversifizieren.
Paris Saint-Germain ist eine Werbefläche für den Golfstaat. Die Stars sollen das Image Katars aufpoliewerden. ren. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty nennt die Methode „Sportswashing“. Die Golfregion mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Katars größter Konkurrent. Seit vielen Jahren versuchen sie, sich gegenseitig in der Sportwelt zu übertrumpfen und zu blockieren.
Drei Jahre bevor QSI in den Pariser Verein investiert hat, hatte Abu Dhabi für die erste große, durch Geld aus den Golfstaaten finanzierte Klubübernahme im Weltfußball gesorgt. Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan kaufte Manchester City, das er zur Werbefläche für die staatliche Fluglinie Etihad umkrempelte. Inzwischen gehören der aus Abu Dhabi gesteuerten Holdinggesellschaft City Football Group Klubs auf allen Kontinenten.
Ende Juli übernahm Bahrain 20 Prozent der Anteile des Zweitligisten Paris FC. Konkurrenz für die Kataris? Eher nicht. „Das Engagement Bahrains in Paris ist ein erstes Vortasten im Fußball, aber im deutlich geringeren finanziellen Rahmen im Vergleich zu PSG“, sagt der Islamwissenschaftler und Nahost-Kenner Robert Chatterjee. „Bislang war der Staat eher in anderen Sportbereichen aktiv.“Seit 2004 findet mitten in der Wüste ein Grand Prix der Formel 1 statt, zudem ist Bahrain im
Radsport und Triathlon aktiv. Auch in der Leichtathletik, doch da gab es jüngst einen Dopingskandal durch Topsprinterin Salwa Eid Naser.
Es bleiben kaum noch Vereine für große Übernahmen
„Zuletzt haben die Sportaktivitäten der Golfstaaten viel negative Presse eingebracht“, sagt Chatterjee, der für das Nahost-Fachmagazin „Zenith“tätig ist. Das lag nicht nur an Doping, sondern vor allem an Menschenrechtsverletzungen auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar. Chatterjee vermutet, dass die Golfstaaten künftig „ein bisschen geräuschärmer“agieren Weitere große Klubübernahmen seien unwahrscheinlich.
Das beste Beispiel dafür ist SaudiArabien, das gern Katar und den VAE nacheifern würde. Doch viele Vereine, die infrage kommen, gibt es nicht mehr. Die Topklubs in England sind schon im Besitz von Investoren, darunter profitorientierte Akteure wie die amerikanische Fenway Sports Group, Eigentümer des FC Liverpool. In Deutschland verhindert die „50+1-Regel“, dass Kapitalanleger die Stimmenmehrheit bei Vereinen erlangen können.
Wer bleibt da noch? Zum Beispiel der englische Mittelklasseverein Newcastle United. Obwohl der Aufbau einer Spitzenmannschaft viel Zeit und Geld kostet, wollte der saudische Staatsfonds PIF 300 Millionen Pfund investieren. Die Übernahme scheiterte. Auch, weil die Saudis einen Image-Verlust erlitten haben. Mohammed bin Salman, saudischer Kronprinz und Chef des Fonds, soll in den Mord am regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi involviert gewesen sein.
Die Liste an Verstößen gegen die Menschenrechte ist ohnehin lang: Hinrichtungen, Einschränkung von Frauenrechten, Folter. Amnesty International warnte vor den Plänen des Königreichs, Menschenrechtsverletzungen durch Erfolge im Sport kaschieren zu wollen.
Der katarische Emir kann sich derweil auf das Champions-LeagueFinale am Sonntag freuen. Paris Saint-Germain trifft auf den FC Bayern, regelmäßiger Trainingsgast im Emirat und unterstützt durch Ärmelsponsor Hamad Airport – den Flughafen in der Hauptstadt Doha.