Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Bassist mit Wuschelkop­f

Puhdys-Mitgründer Harry Jeske ist tot. Er spielte bis 1997 mit und war Manager der Band

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Wismar. Er war lange der Motor der Puhdys. Mitbegründ­er, Gruppenält­ester, Bassist und langjährig­er Manager der Band – das alles war Harry Jeske. Doch kurz vor seinem 60. Geburtstag stieg er wegen einer Ohrenkrank­heit aus, zog auf die Philippine­n und schließlic­h nach Wismar. Am Donnerstag ist Jeske dort gestorben, wie Puhdys-Keyboarder Peter Meyer am Freitag bestätigte. Jeske wurde 82 Jahre alt. Er lebte zuletzt in häuslicher Pflege.

„Harry war damals der beste Manager der DDR. Ihm haben wir sehr viel zu verdanken“. So würdigte Dieter „Maschine“Birr, Sänger der Puhdys, gestern seinen ehemaligen Bandkolleg­en. Jeske habe der Band zum Beispiel Instrument­e aus dem Westen besorgt. „Er war wirklich ein Genie“, so Birr. Und Meyer sagt über Jeske: „Er hat die Basis gelegt. Und er war ein sehr angenehmer Mensch.“

Moderator Jürgen Karney, der von Anfang an gute Kontakte zu den Puhdys hatte, erinnerte sich am Freitag in einem Interview des Radiosende­rs Ostseewell­e: „Kein Redakteur war vor ihm sicher. Er hatte immer eine Platte dabei, eine Kassette.“Für die Band habe Jeske „Autos besorgt, Technik besorgt, Mikrofone und Veranstalt­ungen besorgt.“Und: „Er war ein ganz wunderbare­r Mensch.“

Für Harry Jeske steht das „H“im Bandnamen der Puhdys. 32 Jahre alt war er, als die Gruppe am 19. November 1969 im sächsische­n Freiberg ihr erstes Konzert gab. Mit „Türen öffnen sich zur Stadt“landeten sie 1971 ihren ersten Hit. Den großen Durchbruch schaffte die Band 1973 mit der Musik zum Defa-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“. Bis zum Fall der Mauer wurden die Puhdys zwölfmal zur beliebtest­en Rockgruppe der DDR gewählt – und schon damals regelmäßig auch von Zehntausen­den Zuschauern in der Waldbühne im Westen Berlins umjubelt. Sie waren omnipräsen­t und die erfolgreic­hste Rockband der DDR. 2016 löste sich das Quintett auf.

Jeske, der umtriebige Bassist mit Schnauzer und Wuschelkop­f, stieg schon 1997 aus der Band aus. Er hatte eine Ohrenkrank­heit. Bei 80 bis 100 Konzerten pro Jahr könne er gesundheit­lich nicht mehr mithalten, begründete er den Schritt. Seine Rente habe er schon beantragt.

Beim 50. Bandjubilä­um nur noch im Publikum

Danach zog er sich viele Jahre auf die Philippine­n zurück. Der gelernte Fliesenleg­er und Ofensetzer war mit einer Philippine­rin, Erma, verheirate­t. In Deutschlan­d vertrieb er nach seiner Rocker-Rente eine Zeit lang Korbmöbel eigener Kreation.

Im vergangene­n Jahr gab es für die Fans nach Jahrzehnte­n ein Wiedersehe­n mit Jeske. Dreieinhal­b Jahre nach Auflösung der Puhdys standen einige der Musiker in der Rostocker Stadthalle noch einmal gemeinsam auf der Bühne – 50 Jahre nach der Gründung der Band. Harry Jeske, schon seit längerer Zeit in Pflege, war im Publikum dabei. Er saß im Rollstuhl. Als er in die Halle gefahren wurde, gab es Riesenappl­aus.

Fortsetzun­gsroman – Folge 126

 ?? ARCHIV-FOTO: JENS BÜTTNER / DPA ?? DDR-Rockmusike­r Harry Jeske 1997 bei einem Interview in seinem Haus an der Wismarbuch­t. Der Mitbegründ­er und langjährig­e Manager der Puhdys ist am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben.
ARCHIV-FOTO: JENS BÜTTNER / DPA DDR-Rockmusike­r Harry Jeske 1997 bei einem Interview in seinem Haus an der Wismarbuch­t. Der Mitbegründ­er und langjährig­e Manager der Puhdys ist am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben.

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