Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Geheimschrift“der Förster hilft Bäumen
Markierungen auf den Stämmen können besonderen Schutz bedeuten
Erfurt. Manchmal auffällig, manchmal diskret, finden sie sich an vielen Bäumen: Farbmarkierungen, die „Geheimschrift“der Förster. Wer sie zu lesen weiß, dem erschließen sich interessante Details und vielleicht sogar neue Aspekte, die die ganzheitliche Sichtweise der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes verbessern helfen.
Wenn ein Baum in den Augen eines Försters besonders wertvoll ist, dann markiert er den Stamm mit einem grünen oder weißen Farbring oder Punkt. Diesen Prozess nennt man Auslese. Eine vitale Krone und ein langer gerader gewachsener Stamm ohne Schadmerkmale kennzeichnen solche „Zukunftsbäume“. Diese Bäume sind das Kapital des Försters und sollen in den nächsten Jahrzehnten gezielt „Speck ansetzen“– dick werden. Damit dies geschieht, wird der Baum individuell gefördert und konkurrierende Nachbarbäume müssen weichen.
Diese, auch Bedränger genannt, werden mit einem roten Diagonalstrich oder Punkt gekennzeichnet. Dies signalisiert dem Waldarbeiter, dass dieser Baum gefällt werden muss, ohne den Zukunftsbaum zu beschädigen. Dieser Vorgang wird als Durchforstung bezeichnet. Aber auch Bäume, die ihr Erntealter erreicht haben, werden so markiert. Sie müssen nicht wegen eines Zukunftsbaumes weichen, sondern um der nachwachsenden und nach Licht gierenden jungen Baumgeneration Platz zu machen.
Weißer Querstrich leitet die Holzerntemaschinenführer
Einfach quer durch den Wald fahren und Bäume umsägen, das geht nicht. Um mehr als 80 Prozent der Holzernteflächen nicht befahren zu müssen, hat der Förster ein ausgeklügeltes Rückegassensystem im Wald angelegt.
Nur auf diesen Gassen – sie sind mit einem weißen Querstrich markiert – dürfen die Holzerntemaschinen fahren. Dort liegt auch oft eine dicke Reisigmatte, damit die Maschinen den Boden möglichst nur gering verdichten. Damit der Maschinenführer die Gassen erkennt, sind diese mit einem weißen Querstrich markiert.
Bäume mit einem auffälligen H auf dem Stamm sind Habitatbäume. Diese haben Pilzkonsolen, Höhlen oder Horste, die von Eulen, Spechten, Hohltauben oder Schwarzstörchen als Lebensstätte genutzt werden. Auch Baumveteranen, die besonders vielen Insekten ein Zuhause bieten, werden so markiert. Damit wird verhindert, dass dieser ökologisch wertvolle Baum gefällt wird oder in dessen Nähe Holzerntearbeiten ausgeführt werden. Weiße Doppelringe kennzeichnen Besitzgrenzen, aber auch Bestandsund Abteilungsgrenzen. Gleichsam die Distrikte und Viertel des Waldes.