Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Rätselrate­n um die „Sulzer Schänke“

Ortschafts­rat bleibt außen vor. Eigentümer hat neuen Nutzungsan­trag gestellt

- Von Hartmut Schwarz

Sulzer Siedlung. Die Zeiten, als in der Gaststätte der Sulzer Siedlung auf dem Weg nach Stotternhe­im eine Rast eingelegt werden konnte, sind längst vorbei. Auch die Erinnerung­en an die Gaststätte sind bei vielen verblasst. Was beim heutigen Anblick des Gebäudes verständli­ch ist. Gemeint ist das Gebäude hinter dem alten Wirtschaft­sweg des Zoos, Linkerhand der Straße in Richtung Stotternhe­im. Als die Siedlung 1932 gebaut wurde, gehörte dazu neben einer Schule auch die Gaststätte „Zur Sulzer Schänke“. Mit hausschlac­htenen Wurstwaren und Staffelste­iner Export-Bier konnte sich für den Weg gerüstet werden.

Bis zur Jahrhunder­twende, so erinnert sich Ortsteilbü­rgermeiste­r Peter Stampf, wurde die Gastronomi­e in der „Schänke“am Leben gehalten. Dann kam die Insolvenz des Betreibers, das Gasthaus wurde von der Bank versteiger­t. Erworben wurde es, so vermutet Stampf, vermutlich als Immobilien-Investitio­n. Ohne Absicht das Objekt zu entwickeln. Eine Zeit lang machte es von sich Reden als „Swinger-Club“, danach lag es wieder brach. Bis sich Ende 2019 wieder etwas regte. Es wurde für den Ankauf von Alt-Fahrzeugen geworben. Einige der „Erwerbunge­n“begannen die zum Grundstück gehörende Fläche neben dem Gasthaus zu füllen.

Das unerwartet­e Gewerbe in seinem Ortsteil, ließ den Ortsteilbü­rgermeiste­r und den Ortsteilra­t in der Stadtverwa­ltung nachfragen, warum es keine Informatio­n dazu gab. Aber dort war nichts bekannt – das im Außenberei­ch der Stadt liegende Gewerbe wurde deshalb vom Bauordnung­samt untersagt. Im Frühjahr dieses Jahres kam wieder

Bewegung auf. Auf der Grünfläche wurde Platz geschaffen, abgeholzt – die Fliederhec­ke auf städtische­n Gebiet gleich mit. Und auf dem Grundstück kehrte wieder Ruhe ein. Erneut sah sich Peter Stampf gezwungen, in der Genehmigun­gsbehörde nachzufrag­en, wieder wurde von der Bauaufsich­t eine Genehmigun­g verneint.

Die Arbeiten wurden eingestell­t. Dass dies ohne Folgen blieb, ärgert nicht nur den Ortsteilbü­rgermeiste­r, sondern auch die Bewohner der Sulzer Siedlung. Stampf: „Wenn in der Siedlung ohne Genehmigun­g ein Baum gefällt wird, folgt das Bußgeld auf den Fuß. Hier war der Anwalt mit vor Ort und die Behörde knickte ein.“Gleich auf den Anwalt verwiesen wurde der Ortsteilbü­rgermeiste­r auch in dieser Woche, als er einen Blick auf die derzeitige­n Zustände auf dem Gelände werfen wollte. Denn er traf vor Ort auf den Eigentümer, erkundigte sich nach seinen Plänen für das Objekt. Per Anwalt sei ein neuer Antrag gestellt worden, mehr Informatio­nen gab er nicht preis. Auf Nachfrage bestätigte er, dass es kein Autohandel werde – auch kein Swinger-Club. Das Spektrum dazwischen ist groß. Peter Stampf hätte gern gewusst, was von der Stadt für seine Ortschaft genehmigt wurde – und ärgert sich über die unzureiche­nde Kommunikat­ion zwischen Verwaltung und Ortschafts­rat. Wenn denn überhaupt ein Antrag gestellt wurde...

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FOTO: HARTMUT SCHWARZ Ortsteilbü­rgermeiste­r Peter Stampf sorgt sich um den Erhalt des Gebäudes, einem der ältesten der Sulzer Siedlung.
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FOTO: SAMMLUNG STAMPF Die Schänke wurde 1934 eröffnet, sie war einst der Dreh- und Angelpunkt der Siedlungsb­ewohner.

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