Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gegensätze für Verständnis
Was wäre der Sport gerade ohne polarisierendes Denken? Wann immer sich jemand über Ligastart, Absagen oder Wertung äußert, hallt ihm garantiert das Gegenteil entgegen. Ob Frühstart der Fußball-Bundesliga, die Debatte um die Olympischen Spiele oder das Hin und Her im Thüringer Fußball-Verband: Seit Corona erlebt das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Meinungen Dauerkonjunktur und erzeugt nun im deutschen Handball Aufruhr.
Im Kern steht die Frage, ob der Bundesliga-Auftakt der Männer im Oktober zu riskant wäre und vorsichtshalber verschoben werden sollte? Und wie sinnvoll eine Weltmeisterschaft im Januar ist?
Wie stets in Corona-Tagen liegen zwischen den Auffassungen Welten. Vereinsvertreter aus Kiel und Flensburg forderten einen späteren Saisonstart und plädierten für eine Absage der Welttitelkämpfe in Ägypten. Der Deutsche HandballBund und die Handball-Bundesliga verteidigten ihre Planungen und stellten sich hinter Weltverband und Gastgeber. Auffallend ist bestenfalls, wie rasch sie zur Tat schritten, um die Störfeuer aus dem Norden zu ersticken – und zugleich an die Solidarität appellierten.
Die Vorbehalte sind ebenso nachzuvollziehen wie die Reaktionen. Aus dem einen spricht die Sorge um Gesundheit und Erfolg; aus dem anderen die Furcht um Ansehen, Quote und Geld.
Ändern wird sich an der Saisonplanung wenig. Zu weit gediehen ist sie. Zu groß ist die verbindende Angst um weiteren wirtschaftlichen Schaden. Aber Bedenken wurden laut ausgesprochen. Gut so. Nur so lässt sich Verständnis erreichen.