Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
FC Carl Zeiss auf dem Weg zum Rekord
Abgesehen von fünf Niederlagen gegen den FC Rot-Weiß: Immer wenn die Jenaer im Pokalfinale standen, gewannen sie es auch
Jena. Ein Pokal-Endspiel ohne RotWeiß Erfurt. Da braucht sich der FC Carl Zeiss Jena eigentlich keine Gedanken zu machen, wer am Ende gewinnt. 15 Mal betraten die Saalestädter beim Duell um den Thüringer Pott den Rasen und zehnmal verließen sie als Sieger den Platz. Die fünf Niederlagen in den vergangenen 29 Jahren resultierten alle aus Spielen gegen Erfurt.
Trotzdem sollten sich die Martinrodaer Oberliga-Kicker von der Statistik am Samstag im Jenaer ErnstAbbe-Sportfeld nicht unterkriegen lassen. Schließlich spielen sie nur eine Klasse tiefer als der Gegner. Und: Jede Serie endet einmal.
Für den FC Carl Zeiss lockt neben dem schon ausgelosten Erstrundenmatch im DFB-Pokal gegen Werder Bremen auch der elfte Thüringer Titel. Damit wäre Jena alleiniger Rekordpokalsieger – vor dem FC Rot-Weiß. Allerdings holte einen Titel, den 1993, die Jenaer Zweite mit 5:3 nach Elfmeterschießen gegen Jenaer Glas. Aber auch Erfurt II gewann einmal, ausgerechnet gegen Jenas Erste 2005 in Gera mit
7:6 im Elfmeterschießen. Sonst hießen die vom ehemaligen Europapokal-Finalisten besiegten Mannschaften FC Rot-Weiß Erfurt
(2014/5:0, 2015/2:0), Rot-Weiß Erfurt II (2004/5:3 n.E.), FV Zeulenroda (1995/1:0), Wacker Nordhausen (1999/3:1), 1. SV Gera 03
(2006/4:2), ZFC Meuselwitz
(2012/2:0, 2015/2:1 n.V.) und zuletzt Wismut Gera (2018/5:0).
Fast unglaublich erscheint, dass es 2015 – erst nach elf Jahren Pause – wieder zu einem Duell zwischen den Profiteams aus Jena und Erfurt kam. Legendär und auf der anderen Seite peinlich war das 5:0-Schützenfest vor sechs Jahren im Paradies. Damit schlossen die Saalestädter eine verkorkste Saison mit einem unerwartetem Erfolg ab. Shala (2), Eismann, Kurtaj und Geißler schossen die Erfurter ins Jammertal. Wenn ihm vor dem Spiel jemand dieses Ergebnis vorher gesagt hätte, den hätte er „einsperren lassen“, meinte Jenas Interimstrainer Lothar Kurbjuweit damals.
Während am Samstag bei der 30. Auflage eine Thüringer Endspiels keine Fans dabei sein werden, gab es den Zuschauerrekord im TFVPokal natürlich bei einem Derby zwischen Jena und Erfurt. Im November 2005 standen sich die Rivalen bereits im Viertelfinale im Steigerwaldstadion gegenüber. 11.000 Anhänger sahen einen Triumph der Jenaer mit 4:2 im Elfmeterschießen.
Skandal vor 17 Jahren
Einen handfesten Skandal gab es 2003. Aus Protest gegen die Ansetzung des Pokalendspieles zwei Tage nach einem Regionalliga-Spiel verweigerten die Erfurter Spieler nach dem 2:0-Triumph nach Verlängerung über Jena die Siegerehrung in
Gotha. Dafür wurde die Mannschaft für den TFV-Pokal 2004 gesperrt und konnte ihren Titel nicht verteidigen. Erfurts starke Pokalserie von vier Titeln in Folge war von den Rot-Weißen mit ihrer Unsportlichkeit selbst gestoppt worden. Die Trophäe 2004 holte sich Jena – knapp gegen Erfurts verstärkte Zweite im Elfmeterschießen.
Nun also wieder ein Endspiel. Holt sich Jena den bisher unerreichten elften Erfolg oder trägt sich der FSV Martinroda als siebenter Verein in die Liste der Thüringer PokalGewinner ein?
FSV Martinroda – FC Carl Zeiss Jena, Samstag, 14.45 Uhr, in Jena, ohne Zuschauer, ARD