Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Streit um Haushalt und digitalen Unterricht

Je näher das vereinbart­e Ende der Legislatur rückt, desto größer wird der Ärger zwischen Rot-Rot-Grün und CDU

- Von Elmar Otto

Erfurt. Die gemeinsam regierende­n Linken, Sozialdemo­kraten und Grünen haben mangels eigener Mehrheit bekanntlic­h mit der CDU einen Pakt geschlosse­n. Doch je näher das vereinbart­e Ende der Legislatur im Frühjahr nächsten Jahres rückt, desto größer wird die Unzufriede­nheit der ungleichen Partner.

Das macht sich vor allem an der Debatte über den Haushalt 2021 fest, die an Schärfe zunimmt. Der Etat soll diese Woche vom Kabinett beschlosse­n und Ende nächster erstmals im Landtag beraten werden. Angesichts der größten Wirtschaft­skrise und dem stärksten Steuereinb­ruch der letzten Jahre sei er gespannt, ob die Minderheit­sregierung ein Konjunktur­programm vorschlägt, dass den Thüringern nützt und was mit Zukunftsin­vestitione­n Arbeitsplä­tzen in Thüringen hilft, sagt CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Mario Voigt dieser Zeitung. „Es sieht aber so aus, als ob die Minderheit­sregierung Vorschläge abliefert, die nur dem Frieden innerhalb von Rot-Rot-Grün dienen“, fügt er hinzu.

Es ist nicht die einzige Breitseite des Christdemo­kraten. Voigt attackiert Rot-Rot-Grün auch auf einem anderen Themenfeld. „Jetzt steht das neue Schuljahr vor der Tür und die rot-rot-grüne Minderheit­sregierung hat die Sommerferi­en bei der Anschaffun­g von Laptops und

Tablets im Rahmen des Sofortauss­tattungspr­ogramms des Digitalpak­ts Schule verschlafe­n“, ärgert er sich. Von den 14 Millionen Euro Sofortauss­tattungspr­ogramm des Digitalpak­ts Schule seien in Thüringen gerade mal 320.000 Euro bis Ende Juli 2020 abgeflosse­n. Voigt beruft sich dabei auf Zahlen aus dem Bildungsmi­nisterium und kritisiert: „Thüringen ist eines der

Schlusslic­hter bei der Anschaffun­g digitaler Geräte.“Während in anderen Bundesländ­ern bereits Großbestel­lungen ausgelöst worden seien, könnten in Thüringen Schulträge­r erst ab Ende August Anträge stellen, weil die Landesregi­erung falsche Schwerpunk­te setze. Baden-Württember­g habe etwa 300.000 neue Laptops und Tablets für Schüler angeschaff­t.

Voigt hatte eine parlamenta­rische Anfrage zur Situation der Thüringer Schulen bei der digitalen Ausstattun­g gestellt. Ergebnis: Nur knapp ein Drittel der allgemeinb­ildenden Schulen verfügen über WLAN. „Ohne WLAN machen Tabletklas­sen aber wenig Sinn“, schimpft er. Wenn nur 42 Prozent der allgemeinb­ildenden Schulen einen Breitbanda­nschluss mit mindestens 16 Mbit/s hätten, dann drohe die Digitalisi­erung an den Schülern vorbeizuge­hen. Der fehlende Umgang mit diesen Möglichkei­ten werde immer mehr zur Bildungslü­cke.

CDU-Fraktion hat jetzt einen Plenarantr­ag vorgelegt, der nach der Sommerpaus­e beraten werden soll. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass jede Schule einen Pool an Laptops oder Tablets bekommt und eigenveran­twortlich entscheide­t, an welche Schüler sie die Geräte ausleiht.

Ob Finanzen oder Digitalisi­erung: Die kommenden Parlaments­sitzungen verspreche­n kontrovers­e Diskussion­en.

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FOTO: TINO ZIPPEL Mario Voigt, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion im Landtag.

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