Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mehr Hausmüll durch Corona-Krise
Eine Studie sieht auch beim Sperrmüll einen deutlichen Zuwachs. Hohe Gebühren in Thüringen erhoben
Eisenach/Gera. In Thüringer Haushalten fällt in diesem Jahr deutlich mehr Müll an. Gegenüber dem normalen Aufkommen wird die Menge des Hausmülls voraussichtlich um zehn bis 15 Prozent höher ausfallen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Dualen Hochschule Gera-Eisenach. „Da die Menschen gezwungen sind, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, steigt auch der Konsum in den eigenen vier Wänden“, erläutert Gerhard Reiter, einer der Autoren der Studie.
Einen noch weit kräftigeren Anstieg erwarten die Wissenschaftler beim Aufkommen an Sperrmüll aus den Thüringer Haushalten. „Die
Bürger haben die Zeit der Ausgangsbeschränkungen genutzt, um ihre Keller und Wohnungen zu entrümpeln“, sagt Reiter. Daher fielen rund 40 Prozent mehr Sperrmüll an, als in den Vorjahren. Damit fällt das laufende Jahr anders aus als der langjährige Trend im Freistaat. Denn laut der Untersuchung der Abfallstatistik durch die Duale Hochschule Gera-Eisenach hat sich die Hausmüllmenge zwischen
2008 und 2018 spürbar verringert. Demnach fielen 2018 pro Person
9,4 Kilogramm weniger Hausmüll an als vor zehn Jahren. Das entspricht einem Rückgang um mehr als sechs Prozent. Eine Ursache dafür sieht Reiter im gestiegenen Umweltbewusstsein der Thüringer. Den größten Rückgang beim Hausmüll verzeichnete der Landkreis Hildburghausen mit einem Minus von
33,3 Prozent. Aber auch Erfurt
(-17,3 %), Weimar (-16,3 %) und Jena (-15,1 %) haben eine kräftige Verringerung erlebt. Leicht angestiegen sind getrennt erfasste Wertstoffe wie Glas, Papier und Verpackungen. Lag deren Menge 2008 noch bei 128,4 Kilogramm pro Person waren es zehn Jahre darauf bereits
134,3 Kilogramm. Neben dem Umweltgedanken führt aus Sicht von Reiter auch die hohe Müllgebühr in Thüringen zu sinkendem Aufkommen. „Wer in Thüringen beim Hausmüll spart, gewinnt gleich doppelt: Man schont die Umwelt und den eigenen Geldbeutel“, so Reiter.