Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Insolventer Zulieferer Mitec und Ford schließen Vergleich
Nach langjährigem Rechtsstreit zahlt Automobilhersteller zehn Millionen Euro. Ex-Eigentümer: Vereinbarung ein Skandal
Eisenach. Der Autobauer Ford und der insolvente Thüringer Zulieferers Mitec haben nach einem jahrelangen Rechtsstreit einen Vergleich geschlossen. Dies bestätigte der frühere Mitec-Eigentümer Michael Militzer. Danach soll Ford rund zehn Millionen Euro an den Insolvenzverwalter von Mitec gezahlt haben. „Das ist die Zahl, um die es geht“, sagte Militzer, der den tatsächlichen Schaden auf 80 bis 100 Millionen beziffert. Auch der Eisenacher Bevollmächtigte der IG Metall, Uwe Laubach, sagte, er habe Kenntnis von einem Vergleich.
„Dass Ford zahlt, zeigt, dass wir recht hatten. Aber für Mitec kommt das zu spät und ist viel zu wenig“, sagte Militzer der „Welt am Sonntag“. „Ford will mit dieser Summe nun Rechte an der Mitec-Technologie
kaufen, obwohl das Unternehmen auf Basis von Gutachten immer bestritten hat, dass Mitec überhaupt solche Rechte habe.“Militzer, der lange Chef der Thüringer Branchenvereinigung der Automobilzulieferer war, bezeichnete die Vereinbarung zwischen dem MitecInsolvenzverwalter und dem Autobauer als Skandal. „Damit wird die Verletzung von Mitec-Rechten durch Ford kaschiert.“
Die Mitec-Gruppe mit Hauptsitz in Eisenach, die zeitweise mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt hatte, war 2018 in finanzielle Schieflage geraten und musste Insolvenzantrag stellen. Zuvor lieferte sich Mitec einen mehr als zehnjährigen Rechtsstreit an mehreren Gerichten und über verschiedene Instanzen mit Ford. Grund war ein gekündigter Liefervertrag. Militzer hatte dem Autobauer immer wieder vorgeworfen, technische Details an dem betreffenden Mitec-Bauteil an Wettbewerber weitergegeben zu haben. 2018 urteilte das Landgericht Meiningen, dass die Ansprüche von Mitec verjährt seien. Ende 2019 wurde das Unternehmen durch den Insolvenzverwalter an den US-Zulieferkonzern American Axle & Manufacturing in Detroit verkauft. Nur noch etwa 250 Jobs blieben übrig.