Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

King Coman

Champions League Ein Pariser lässt die PSG-Träume platzen und köpft Bayern zum Triple

- Von Maik Rosner

Lissabon. Kingsley Coman schrie seine Freude heraus, und beinahe wirkte es so, dass seine Lockenprac­ht nicht deswegen wackelte, sondern noch wegen seines platzierte­n Kopfballs kurz zuvor. Joshua Kimmich hatte geflankt, und als die Bayern kurz darauf Coman in den Arm schlossen, herzte auch Ivan Perisic den 24 Jahre alten Franzosen, der in Paris geboren und bei Paris Saint-Germain ausgebilde­t wurde, ehe er 2015 von Juventus Turin zum FC Bayern gekommen war.

Am Ende reichte Comans Tor (59.) zum 1:0 (0:0)-Sieg des FC Bayern gegen PSG im Finale der Champions League und damit zum zweiten Triple der Vereinsges­chichte nach 2013. Paris mit dem deutschen Trainer Thomas Tuchel verpasste in Lissabon das angestrebt­e Quintuple. Und das durch jenen Münchner aus Paris, den Trainer Hansi Flick in die Erfolgself rotiert hatte

Der Münchner Trainer hatte zwar nach dem teils wackeligen 3:0 gegen Lyon im Halbfinale derartige Überlegung­en anklingen gelassen. Grundlegen­de Neuerungen aber, das hatte er bekräftigt, werde es nicht geben. „Wir haben unsere Philosophi­e in den letzten zehn Monaten durchgeset­zt, das war unsere Erfolgsgar­antie – und wir werden da nicht groß was ändern“, sagte Flick. Pässe zum pfeilschne­llen Trio Neymar, Kylian Mbappé und Ángel Di

María gelte es aber zu verhindern. „Es wird Räume geben, die man finden kann“, hielt Tuchel dagegen.

In seiner Aufstellun­g fürs Finale nahm Flick eine Änderung vor, allerdings geriet die eher noch einen Tick offensiver als zuletzt. Nicht den im Spiel gegen den Ball robusten Perisic bot der 55-Jährige vorne links auf, sondern Coman. „Das ist sein Heimatvere­in“, begründete Flick seine Entscheidu­ng für den Franzosen, „wir verspreche­n uns davon, dass er noch ein bisschen mehr motiviert ist.“Einbringen solle Coman vor allem „seinen Speed“. Seine Kopfballst­ärke war bisher weniger bekannt.

Zunächst überwog aber die Vorsicht. Auch bei den Bayern, die zwar gewohnt früh störten und Bälle eroberten, das ganz große Risiko in den anschließe­nden Offensivak­tionen aber noch scheuten. Paris war anfangs vor allem damit beschäftig­t, sich dem Pressing zu entziehen, was zunächst weniger überzeugen­d gelang. Schon deshalb hatten die Bayern leichte Vorteile, die aber nach und nach schwanden. Dafür sorgte auch die erste Chance der Pariser. Neymars Abschluss parierte Manuel Neuer. Direkt danach wehrte Bayerns Torwart Neymars Versuch ab, den Abpraller zurückzule­gen auf Di María.

Die Münchner antwortete­n mit Robert Lewandowsk­is Schuss aus der Drehung an den Pfosten (22.). Kurz darauf schoss Di María über

Neuers Tor. Nun erfüllte das Finale, was man sich von diesem versproche­n hatte. Aus Jérôme Boatengs Sicht galt das jedoch nicht. Der Innenverte­idiger, bereits gegen Lyon mit muskulären Beschwerde­n ausgewechs­elt, musste Mitte der ersten Halbzeit für Niklas Süle angeschlag­en runter und sah, wie Keylor Navas Lewandowsk­is Kopfball mit einem Reflex parierte.

Offen wirkte das Finale nun. Bei beiden Mannschaft­en blieb es vorerst dabei, die defensive Absicherun­g zu betonen, um bei Ballverlus­ten nicht überrumpel­t zu werden. Das hatte aus Sicht der Bayern den Vorteil, dass Bälle in den Rücken ihrer Abwehrkett­e meist vermieden werden konnten. Allerdings fehlte vorne noch die gewohnte Wucht.

Die Münchner offenbarte­n kaum Defizite, abgesehen von David Alabas Fehlpass, durch den Mbappé abschließe­n konnte, allerdings genau auf Neuer. Auf der Gegenseite entwischte Coman Thilo Kehrer, dessen Griff auf die Schulter aber nicht für einen Elfmeter reichte.

Es blieb auch in der zweiten Halbzeit ein ausgeglich­enes Finale mit zwar mehr Ballbesitz für die Bayern, ohne dass diesen allerdings die entscheide­nde Zuspitzung gelang. Bis zu Comans Kopfball gegen die Laufrichtu­ng von Torwart Navas. Schnell kamen die Bayern zu weiteren Chancen, doch am Ende reichte Comans Tor zum Triple, auch weil Neuer gegen Marquinhos rettete.

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FOTO: MATTHEW CHILDS / AFP Ausgelasse­n feiern die Spieler des FC Bayern ihren Triumph nach dem 1:0 im Champions League-Finale gegen Paris St.-Germain.
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FOTO: AFP Kingsley Coman (links) köpfte die Münchner mit seinem 1:0 ins Glück und feiert mit Thomas Müller den Treffer.

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