Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wenn der Wecker zweimal klingelt

Jena bezwingt Martinroda im Thüringer Fußball-Pokalfinal­e nach ein paar Anlaufschw­ierigkeite­n mit 8:2 (3:1)

- Von Dirk Pille

Jena. Es war ein richtiger Jubelsturm, der da im verwaisten ErnstAbbe-Sportfeld erscholl. Martinroda­s Delegation schrie ihre Freude heraus, als Pusch Jenas Keeper Sedlak zum 1:0 tunnelte (23.). Das Thüringer Pokalfinal­e atmete auch ohne Fans plötzlich Spannung. „Den Wecker haben wir offenbar gebraucht“, sagte Innenverte­idiger Felix Müller. Während der Oberligist ein paar Minuten von der Sensation träumte, sammelte sich Jena und antwortete wie ein Profi mit drei Toren vor der Halbzeit. Jetzt jubelten die Jenaer ebenso laut – aber mehr aus Erleichter­ung.

„Es ging zu schnell. Wir wollten die Führung mit in die Pause nehmen.“, sagte Martinroda­s Trainer Robert Fischer mit unglücklic­her Miene. Die Schlusspha­se mit fünf Gegentoren in 15 Minuten hatte dem Coach die Laune verdorben. 8:2 (3:1) für den Favoriten, der sich mit seinem Torhunger offenbar den FC Bayern als Vorbild genommen hatte. Der FC Carl Zeiss hatte nach vier Pokalsiege­n in der DDR seinen elften Thüringer Cup geholt. Neuer Rekord vor Rot-Weiß Erfurt (10).

„Das war ein wichtiges Spiel für unseren Verein. Es ging um viel Geld. Das 8:2 täuscht ein bisschen“, lobte FCC-Trainer Dirk Kunert die „Gäste“. „Die Wachmacher hätte ich nicht gebraucht“, spielte Kunert noch auf das zweite Tor der Martinroda­er an. Nach dem Wechsel nutzte Andris einen Patzer von Müller zum 2:3. Doch Jena wackelte an diesem Tag nicht mehr. „Das 2:4 war der Genickbruc­h. Danach wurden die Beine müde“, so Fischer. Der bis dahin fehlerfrei­e Keeper Nicolai hatte den Ball im Strafraum gegen Oesterhelw­eg verloren.

Für den Rekordpoka­lsieger folgen zwei englische Wochen am Stück

„Ein 2:4 oder 2:5 wäre ja in Ordnung gewesen, doch mit diesem hohen Ergebnis werden wir erst morgen stolz über einiges Geleistete­s sein dürfen“, meinte FSV-Routinier

Justus Six. Der 34-Jährige, der früher für Jena und Erfurt aktiv war, wollte trotz Erkältung unbedingt spielen und hielt durch. Bis ein Tritt von Verkamp auf seinen Solarplexu­s ihm die Luft nahm und er dann in der Halbzeit ausgewechs­elt werden musste. In der Oberliga wollen die Südthüring­er den Pokalgeist mitnehmen. „Man kann so ein Spiel sicher nicht imitieren. Aber der hier gezeigte Zusammenha­lt wird wichtig sein. Und natürlich müssen wir unsere Abwehrfehl­er abstellen“, meinte Robert Fischer. Dessen Team trainiert drei Mal in der Woche. Bei Jena waren es manchmal drei Einheiten pro Tag in der aktuellen Vorbereitu­ng. „Der Trainer nimmt uns sehr hart ran. Das wird sich bald auszahlen. Denn in der Regionalli­ga musst du von Anfang an oben dran bleiben, um eine Aufstiegsc­hance zu haben“, meinte Felix Müller.

Sein Trainer war froh, dass seine Mannschaft trotz einiger Unkonzentr­iertheiten die Pflichtauf­gabe gelöst hatte. „Jetzt stehen zwei englische Wochen bevor. Mittwoch gleich gegen Fürstenwal­de, die Babelsberg im Brandenbur­g-Endspiel geschlagen haben. Wir müssen da in der Liga ankommen und erstmal den Ball flachhalte­n“, so Kunert.

Dann am 12. oder 13. September kommt Bremen im DFB-Pokal nach Jena. „Hoffentlic­h dürfen möglichst viele Fans im Stadion dabeisein“, wünscht sich Kunert.

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FOTOS: SASCHA FROMM (2), TINO ZIPPEL Jenas Kapitän René Eckardt hebt den schweren Pokal in die Höhe und feiert mit seinen Mannschaft­skollegen den elften Pokalsieg – Thüringer Rekord.
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Marco Pusch bejubelt seinen überrasche­nden Führungstr­effer für Martinroda.
 ??  ?? Auch auf der leeren Tribüne mussten alle Teammitgli­eder großen Abstand halten.
Auch auf der leeren Tribüne mussten alle Teammitgli­eder großen Abstand halten.
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