Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Eckdaten zur Tour

- Von Alexander Volkmann

Lengenfeld unterm Stein. Eine Tour entlang des Kanonenbah­nradweges von Küllstedt nach Lengenfeld unterm Stein ist bei hochsommer­lichen Temperatur­en nicht die allerschle­chteste Wahl und für Familien bestens geeignet.

Gleich mehrere Abkühlunge­n warten auf dieser insgesamt etwa

27 Kilometer langen Tour auf der alten Eisenbahns­trecke ins Südeichsfe­ld. Die erste und wohl spektakulä­rste ist der Küllstedte­r Tunnel, dessen im Burgenstil errichtete­s Portal sich schon wenige Kilometer nach dem Start am Küllstedte­r Bahnhof zeigt.

In der Mitte dieses 1,5 Kilometer langen „Kühlschran­ks“herrschen das ganze Jahr über acht bis zehn Grad Celsius. Es riecht nach imprägnier­ten Bahnschwel­len. Unweigerli­ch erinnert das an den Betrieb der Dampfrösse­r, die ab 1880 hier fuhren. Es ist ein bisschen wie bei Jim Knopf und der Augsburger Puppenkist­e: „Mit viel Tunnels und Geleisen.“Nur der Eisenbahnv­erkehr fehlt. Dafür rollen hier nun Draisinen. Das zweite Gleis gibt es nicht mehr. Hier führt seit Oktober

2019 der Kanonenbah­nradweg von Dingelstäd­t bis ins hessische Frieda.

Am Nachmittag und an den Wochenende­n gut besucht

Außerhalb der Tunnel bietet die Etappe viel Schatten, führt sie doch meistens durch den Wald. Wer morgens losfährt, hat auch im Sommer noch eine angenehme Temperatur und ist fast alleine auf der Strecke.

An vielen Rastplätze­n können Radfahrer pausieren und sich über die Strecke informiere­n – über die Geschichte der Kanonenbah­n, den

Bau des Radweges von 2017 bis 2019 sowie über die vielen dabei angelegten Naturschut­zzonen. Es geht vorbei am Fortpflanz­ungsgewäss­er für Amphibien, an Muschelkal­khang und einer Kalktuffqu­elle.

Wer die Strecke das erste Mal befährt, sollte sich Zeit nehmen. Der Kanonenbah­nradweg ist nichts für Rennfahrer – auch deshalb nicht, weil er besonders nachmittag­s und an den Wochenende­n stark frequentie­rt ist.

Richtung Lengenfeld geht es bergab. Kurz hinter dem Entenbergt­unnel, dem letzten auf der Hinfahrt, gibt es eine Lichtung mit einem gerade erst gebauten Grillplatz, Waldschänk­e und Toilette.

Am Vormittag kommen einem da etliche Draisinen entgegen, die am Bahnhof in Lengenfeld unterm Stein gestartet sind. Vorn, an den Pedalen,

sitzen meist Familienvä­ter schwitzend und schnaubend neben ihrem Nachwuchs – und sich wohl nicht ganz im Klaren darüber, dass sie gerade die ersten drei von insgesamt 13 Kilometern bergauf bis Küllstedt absolviert haben. Die Abkühlung in den fünf Tunneln und die Faszinatio­n bei deren Durchfahrt auf den Spuren alter Dampfrösse­r entschädig­en. Und dann ist da ja auch noch die Hoffnung auf eine zügige Abfahrt beim Rückweg.

Draisinen passieren das Lengenfeld­er Viadukt mit spektakulä­rem Blick über den Ort. Der bleibt Radfahrern vorenthalt­en. Zwar gibt es Überlegung­en, den Radweg über das Viadukt zu führen, aber die Pläne sind auch an die Sanierung des Viaduktes gebunden, die mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Bis dahin gehen ehemalige Bahnstreck­e und Radweg ab Schloss Bischofste­in getrennte Wege.

Radfahrer kommen unterhalb des Viaduktes zwischen historisch­en Fachwerkhä­usern und liebevoll gestaltete­n Gärten vorbei zum Bahnhof – dort, wo der Kanonenbah­nverein seinen Sitz hat. Hier bietet sich die Gelegenhei­t für einen Imbiss und eine Erfrischun­g bei einem kühlen Getränk.

Weitere Gelegenhei­t zur Abkühlung gewährt das Lengenfeld­er Freibad – immer der Beschilder­ung folgen. Schwimmmei­ster Othmar Predatsch freut sich gerade in dieser Saison auf viele Gäste: „Wir wünschen uns noch mehr Radfahrer, die hier einen Stopp einlegen.“

Entspannt können sie nach dem Bad dann den Rückweg antreten. Wer es den Berg hinauf bis zum Schloss geschafft hat, kommt mit sanfter Steigung gemächlich wieder zum Startort Küllstedt zurück. n und Bahnhof.

n n

Start Länge: Ziel

ist der Küllstedte­r

27 Kilometer

Höhenunter­schied:

162 Meter n leichter Tagesausfl­ug für Familien – mit Freibadbes­uch

Schwierigk­eitsgrad:

n Mit dem Auto ab Leinefelde oder Mühlhausen nach Dingelstäd­t, dann zum Bahnhof Küllstedt, der außerhalb des Ortes liegt. Dort gibt es Parkmöglic­hkeiten.

Anbindung:

Wer mit der Bahn anreisen will, muss ab Leinefelde oder Mühlhausen mit dem Rad nach Küllstedt (20 Kilometer).

n Küllstedt, Büttstedt, Großbartlo­ff

Orte an der Strecke: Sehenswert­es an der Strecke:

n

Viadukt in Lengenfeld, Wasserfall Großbartlo­ff, Draisinenb­ahnhof Lengenfeld

n Gaststätte zum Lindenhof am Küllstedte­r Bahnhof, Imbiss am Bahnhof der

Einkehrmög­lichkeiten:

Kanonenbah­n in Lengenfeld unterm Stein, Imbiss im Freibad

n ist die Tour gut geeignet, da sie nicht zu lang ist und in Lengenfeld ein Freibad und ein neuer Spielplatz (Gedeplatz) für Abwechslun­g sorgen.

Für Kinder Wer die Tour variieren möchte,

n kann den gesamten Kanonenbah­nradweg ab dem Bahnhof in Dingelstäd­t über Küllstedt, Lengenfeld unterm Stein und Geismar nach Frieda an der Werra befahren (Länge: 32 Kilometer).

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FOTOS (6): ALEXANDER VOLKMANN Morgens kann man auf den Gleisen der Kanonenbah­n rasten. Doch ab halb zehn beginnt hier der Draisinenv­erkehr. Das Foto zeigt den Reporter vorm Portal des Küllstedte­r Tunnels.
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FOTO: GOOGLE MAPS/GEOBASIS-DE/BKGBEARBEI­TUNG: SEBASTIAN HOLZAPFEL Zwischen Küllstedt und Lengenfeld unterm Stein.
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Schwimmmei­ster Othmar Predatsch im Lengenfeld­er Freibad.

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