Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Vandalismus auf Apoldas Friedhof
Informationstafeln an Kriegsgräbern gestohlen und Blumengebinde zerstört
Apolda. Nach dem Angriff auf einen evangelischen Pfarrer am Volkstrauertag in Apolda hat es auf dem dortigen Friedhof einen weiteren Vorfall an Gräbern für Kriegstote gegeben.
Drei erst vor einer Woche aufgestellte Informationstafeln an den Grabfeldern wurden entfernt, wie Thomas Wehling von der Landespolizeiinspektion Jena am Mittwoch bei einem Ortstermin mit Innenminister Georg Maier (SPD) in Apolda mitteilte. Sie seien abgeschraubt worden und verschwunden.
In den beiden Begräbnisstätten sind räumlich getrennt alliierte Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter sowjetische Zwangsarbeiterinnen, sowie deutsche Bombenopfer und Soldaten beigesetzt. Maier sprach von einer politisch motivierten Tat. „Es ist eine gezielte Provokation gegen den demokratischen Rechtsstaat“, sagte er. Maier geht von einem Zusammenhang mit dem Angriff auf den Pfarrer am Sonntag aus.
Der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Apolda-Buttstädt war nach der zentralen Thüringer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag von einer Gruppe bedrängt worden, die laut Polizei dem rechten Spektrum zuzuordnen ist. Der Geistliche hatte die Gruppe zuvor fotografiert, da er eine nicht genehmigte Veranstaltung vermutete. Sechs Personen aus der Gruppe verlangten von ihm, das Handy herauszugeben und die Bilder zu löschen – was er tat. In die Ermittlungen zu dem Vorfall ist der Staatsschutz eingebunden.
Das Fehlen der Tafeln war am Mittwochmorgen festgestellt worden. Am Gräberfeld der alliierten Kriegstoten wurden auch Blumengebinde zerstört. Es sei bezeichnend, dass nur diese Blumen entfernt worden seien und nicht die am deutschen Gräberfeld, sagte Apoldas Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (Freie Wähler).
Der Friedhof in Apolda soll laut Polizei in den nächsten Tagen engmaschig bestreift werden.