Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Neymeyr wirbt für Recht auf Versammlung
Katholischer Bischof mit Appell an Politik
Erfurt. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr (Foto) hat dafür geworben, die Kirchen trotz immer noch steigender Corona-Infektionszahlen für die Gläubigen offen zu halten. Vor allem in Thüringen sei „sehr früh gesehen worden, dass Religionsfreiheit und Versammlungsfreiheit hohe Verfassungsgüter sind, die nicht einfach beschnitten werden dürfen“, erklärte er in einem Text, den das katholische Bistum anlässlich des in diesem Jahr abgesagten Elisabeth-Empfangs am Mittwoch veröffentlichte.
Gottesdienstliche Versammlungen seien „in besonderer Weise vom Grundgesetz geschützt“, so Neymeyr. „Vor allem bedeutet die Achtung der Religionsfreiheit durch die Verfassung, dass wir in unseren Gottesdiensten für alle Menschen beten, die in besonderer Weise vom Virus und von den Schutzmaßnahmen betroffen sind.“Er appellierte an die Politik, Schulen und Kindergärten nicht wieder zu schließen. Sie seien nicht nur Orte der Betreuung, sondern vor allem „Orte der Bildung und der Erziehung“, auf die Kinder ein Recht hätten.
Neymeyr warnte davor, Mutmaßungen oder ungesicherte Erkenntnisse in der Corona-Krise als angebliche Tatsachen zu verbreiten. Es gebe bisher nur wenig Wissen über das Virus und die Pandemie. Fakt ist laut Neymeyr bloß, dass das Virus existiere, dass es sich über Atemluft ausbreite und für einige Menschen Erkrankung oder Tod bedeuten könne. Zudem bestehe die Gefahr, dass die medizinische Versorgung überlastet werde.
Trotzdem gelte: „Alles, was darüber hinaus in der Öffentlichkeit verbreitet wird, sind offensichtlich Theorien oder Ergebnisse aus begrenzten Einzelstudien, die auch Wissenschaftler nicht als Fakten verkaufen sollten“, sagte der Bischof. Gleichzeitig mahne das Virus „natürlich auch dazu, entschlossen gegen bewusste Falschmeldungen oder unbegründete Theorien in den sogenannten sozialen Medien vorzugehen“.