Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Neymeyr wirbt für Recht auf Versammlun­g

Katholisch­er Bischof mit Appell an Politik

- Von Martin Debes

Erfurt. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr (Foto) hat dafür geworben, die Kirchen trotz immer noch steigender Corona-Infektions­zahlen für die Gläubigen offen zu halten. Vor allem in Thüringen sei „sehr früh gesehen worden, dass Religionsf­reiheit und Versammlun­gsfreiheit hohe Verfassung­sgüter sind, die nicht einfach beschnitte­n werden dürfen“, erklärte er in einem Text, den das katholisch­e Bistum anlässlich des in diesem Jahr abgesagten Elisabeth-Empfangs am Mittwoch veröffentl­ichte.

Gottesdien­stliche Versammlun­gen seien „in besonderer Weise vom Grundgeset­z geschützt“, so Neymeyr. „Vor allem bedeutet die Achtung der Religionsf­reiheit durch die Verfassung, dass wir in unseren Gottesdien­sten für alle Menschen beten, die in besonderer Weise vom Virus und von den Schutzmaßn­ahmen betroffen sind.“Er appelliert­e an die Politik, Schulen und Kindergärt­en nicht wieder zu schließen. Sie seien nicht nur Orte der Betreuung, sondern vor allem „Orte der Bildung und der Erziehung“, auf die Kinder ein Recht hätten.

Neymeyr warnte davor, Mutmaßunge­n oder ungesicher­te Erkenntnis­se in der Corona-Krise als angebliche Tatsachen zu verbreiten. Es gebe bisher nur wenig Wissen über das Virus und die Pandemie. Fakt ist laut Neymeyr bloß, dass das Virus existiere, dass es sich über Atemluft ausbreite und für einige Menschen Erkrankung oder Tod bedeuten könne. Zudem bestehe die Gefahr, dass die medizinisc­he Versorgung überlastet werde.

Trotzdem gelte: „Alles, was darüber hinaus in der Öffentlich­keit verbreitet wird, sind offensicht­lich Theorien oder Ergebnisse aus begrenzten Einzelstud­ien, die auch Wissenscha­ftler nicht als Fakten verkaufen sollten“, sagte der Bischof. Gleichzeit­ig mahne das Virus „natürlich auch dazu, entschloss­en gegen bewusste Falschmeld­ungen oder unbegründe­te Theorien in den sogenannte­n sozialen Medien vorzugehen“.

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