Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Drogenkurier per Videochat vernommen
Prozess am Landgericht Erfurt gegen vier Männer wegen bandenmäßigen Handels mit Rauschgift
Erfurt. Ein mutmaßlicher Drogenkurier (28) ist am Mittwoch am Landgericht Erfurt per Video-Konferenz vernommen worden. Der Thüringer sitzt seit Juli 2019 in Norwegen in Untersuchungshaft. Die dortigen Behörden schnappten den Mann, als er am 24. Juli des Vorjahres einreisen wollte. In einem Versteck seines Fahrzeugs soll er unter anderem 27 Kilogramm Heroin geschmuggelt haben.
Der Zeuge schilderte dem Gericht, wie er in Erfurt den Auftrag zur Fahrt und Geld für Benzin erhalten sowie den Pkw mit Geheimversteck übernommen habe. Auftraggeber sei ein „großer Toni“gewesen, den er auch als Chef der mutmaßlichen Dealerbande ausmachte. Es habe die Drohung im Raum gestanden, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn nicht gefahren werde. Auch sei ihm versichert worden, dass er mit dieser Tour seine 5000 Euro Schulden abgearbeitet habe. Von Erfurt ging es nach Rotterdam (Niederlande). Dort soll ihm ein Mann zwei Tüten mit Päckchen vors Auto gestellt haben, die er nach Norwegen bringe sollte.
Er sei auf dem Landweg über Dänemark und Schweden gefahren. An der Grenze nach Norwegen geriet er in eine Kontrolle. Die Drogen wurden gefunden, und der 28-Jährige entschloss sich, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Also fuhr er mit ausgetauschten Drogenpäckchen weiter nach Oslo, denn bei seiner Festnahme kannte er noch nicht die Lieferadresse. Die hatte er erst später aus Erfurt erhalten. Nach der Übergabe konnte die Polizei in Norwegen auch den Empfänger der Drogen verhaften.
Der Zeuge erkannte per Videokamera alle vier vor dem Landgericht Erfurt angeklagten Männer. Mehrere von ihnen belastete er mit seinen Schilderungen. Die Angeklagten im Alter zwischen 24 und 30 Jahren sollen sich laut Staatsanwaltschaft zu einer Bande zusammengeschlossen und unter anderem 23 Kilo Kokain, 20 Kilo Marihuana, 27 Kilo Heroin und 16 Kilo Haschisch vertrieben haben.