Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bundestag: Immer mehr Infizierte
Fallzahlen im Parlament steigen stark seit Ende der Sommerpause – aber weniger Fälle als in der Bevölkerung
Berlin. Das Coronavirus breitet sich auch im Bundestag aus. Seit Beginn der Pandemie wurden dort 89 SarsCoV-2-Infektionen gezählt (Stand:
13. November). Das geht aus einer Antwort der Bundestagsverwaltung auf eine Anfrage unserer Redaktion hervor. Von den 89 Infizierten sind
15 Abgeordnete, 22 Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen von Abgeordneten. 18 Infizierte sind in den Fraktionen tätig, 25 in der Verwaltung des Parlaments. In nur neun Fällen handelt es sich um Mitarbeiter von Fremdfirmen (Reinigung, Fahrdienst, Handwerker).
Circa 10.000 Personen sind im Bundestag tätig, Dienstleister mitgerechnet. Im Vergleich zur Gesamtzahl fällt die Infektionsrate relativ niedrig aus. Jedoch ist die Infektionsgeschwindigkeit gestiegen. So wurden seit Pandemiebeginn bis Ende September 37 Infektionen im Bundestag gezählt. Bis Ende Oktober waren es 55. Seither sind 34 weitere Fälle dazugekommen.
Der starke Anstieg liegt auch an der Zahl der Sitzungswochen pro Monat: Nach der Sommerpause im Juli und August gab es im September
drei, im Oktober zwei Sitzungswochen. Seit Anfang Oktober gilt im Bundestag eine Maskenpflicht.
Betroffene wissen nicht, wo sie sich angesteckt haben
Unklar ist, wo sich die Betroffenen infiziert haben. Das weiß auch Alexander Graf Lambsdorff nicht. Mitte März wurde bekannt, dass sich der Fraktionsvizevorsitzende der
FDP infiziert hatte – als einer der Ersten im Bundestag. „Glücklicherweise habe ich keinerlei Spätfolgen“, sagte Lambsdorff unserer Redaktion. Der Liberale betonte: „Ich kann riechen und schmecken, alle Organe scheinen zu funktionieren, und auch mein Kurzzeitgedächtnis ist in Ordnung. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, und bin umso dankbarer dafür.“