Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Glühwein to go“nun auch tabu

Neue Corona-Allgemeinv­erfügung will alkohol-selige Zusammenkü­nfte stärker unterbinde­n

- Von Casjen Carl

Erfurt. Die Zahl des Tages sage bereits alles aus. 63 Neuinfekti­onen mit Covid-19 innerhalb eines Tages meldet Gesundheit­samtsleite­rin Winnie Melzer. Ein Wert, der leider zeige, dass weiter verstärkt in Erfurt gegen die Ansteckung­swelle vorgegange­n werden müsse. Gehandelt in dem Sinne hat die Stadt tags zuvor. Denn am Dienstag trat eine neue Allgemeinv­erfügung zur Eindämmung der Pandemie in Kraft.

Infektione­n quer durch die Stadt und auch in Schulen und Kitas

Das Regelwerk schließt nun das letzte Schlupfloc­h für jene Händler und Gastronome­n, die in der Vorweihnac­htszeit Glühwein ausschenke­n wollten oder dies auch taten. „Überall, wo Glühwein ausgeschen­kt wird, bilden sich Gruppen, die nicht die Grundregel­n wie Abstand einhalten“, begründet Anke Hofmann-Domke, die Verschärfu­ng des Teil-Lockdowns. Den zweiten Anlass, noch einmal an die Vorschrift­en zu gehen, seien Hinweise aus der Einwohners­chaft gewesen, dass bei Servicelei­stungen wie Friseur oder Kosmetik die Maskenpfli­cht teils lax gehandhabt wurde. Auch wenn die Regeln den Verzehr von Getränken und Speisen an Ort und Stelle untersagen, ist die Thüringer Bratwurst davon ausgenomme­n. „Die Bratwurst auf die Hand ist kein Problem“, sagt HofmannDom­ke. Mit der Begründung, dass eine Bratwurst zu essen eher nicht der Anlass ist, dass sich mehrere Menschen gesellig zusammenst­ellen. Was aber beim „Glühwein to go“der Fall sei.

Zur Corona-Lage äußerte sich

Gesundheit­samtschefi­n Melzer mit Bezug auf die Beratungen der Pandemie-Stabes der Stadt. Zwar seien die Neuinfekti­onen immer noch sehr hoch, man könne aber feststelle­n, dass die damit verbundene­n Aktivitäte­n gesichert seien. Innerhalb der vergangene­n Woche seien in Regie des Gesundheit­samtes 1253 Tests durchgefüh­rt worden. Weitere in Arztpraxen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Infektione­n das gesamte Stadtgebie­t betreffen und auch sensible Einrichtun­gen, wie Pflegeeinr­ichtungen. So gebe es beispielsw­eise beim Caritas-Altenpfleg­ezentrum einige Fälle, so dass dort im großen Maß getestet werde.

Polizei und Ordnungsdi­enst leiden unter aggressive­n Anfeindung­en

Auch in Schulen wurden aus Vorsicht etliche Klassen in Quarantäne geschickt. Hier komme man dem Wunsch vieler Eltern nach, die sich einen Test für ihre betroffene­n Kinder wünschen. Selbst wenn dieser negativ ausfalle, verkürze das aber nicht den Zeitraum, den die Kinder zu Hause bleiben müssten, da man sich am infektiöse­n Intervall orientiere. Letzterer sei auch der Grund, warum man gezielt erst am 5. bis 7. Tag nach der Begegnung die Tests ansetze, da dann die höchste Konzentrat­ion

des Virus im Rachenraum bestehe.

Ordnungsde­zernent Andreas Horn zeichnete ein differenzi­ertes Bild aus seinem Bereich. Einerseits könne man feststelle­n, dass sich die Mehrheit der Erfurter an die aktuellen Corona-Regeln hielten, anderseits sinke die Akzeptanz dafür, was sich in immer öfter aggressive­m Verhalten von einigen Menschen zeige. Sowohl Polizei als auch Ordnungsdi­enst stellten dies bei ihrer Arbeit fest. Grundsätzl­ich hätten sich gemeinsame­n Streifen aber bewährt.

Und nach wie vor sei die erste Option bei Verstößen, die Männer und Frauen anzusprech­en und so etwa das Tragen der Maske durchzuset­zen. Nur wenn man keine Einsicht erkennen könne, würden Strafen ausgestell­t. Seit Anfang November war dies 59 Mal der Fall. Wobei 16 den Verstoß gegen die Kontaktbes­chränkung auf maximal zwei Haushalte betreffe, 13 das NichtTrage­n einer Mund-Nase-Bedeckung. In 24 Fällen wurden Dinge nicht beachtet. Besonders am Freitag würde man zunehmend Jugendlich­e beobachten, die sich auf der Straße treffen und sich anschicken Party zu machen. Je nach Fall könne dies aber die Einzelnen 60 bis 100 Euro kosten.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Restaurant­s haben zu. Nun ist auch der Außer-Haus-Verkauf von Alkohol untersagt.

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