Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Ich trage Kleinmölsen im Herzen!“
Altbürgermeisterin Hedwig Biener ist im Alter von fast 84 Jahren gestorben
Kleinmölsen. Der große Weidenbogen an der Straßenkreuzung war mit dem herbstlichen Motiv hergerichtet, das Sauerkraut beim gleichnamigen Fest im Oktober frisch gestampft. Hedwig Biener, kurz „Hedi“genannt, war wieder mit Elan und Herzblut dabei. Niemand ahnte, wie schlecht es um ihre Gesundheit bestellt war. Am 17. November ist sie nach kurzem HospizAufenthalt im Alter von fast 84 Jahren gestorben. In dankbarer Erinnerung bleibt eine agile Frau, die genau 30 Jahre lang und über zwei Gesellschaftssysteme hinweg „ihrem“Dorf als Bürgermeisterin mit Leidenschaft
und Weitblick vorstand. „Ich trage Kleinmölsen im Herzen und kann nicht anders“, sagte sie schmunzelnd bei ihrer Verabschiedung in den Ruhestand im Juli 1999. Da galt sie als dienstälteste Bürgermeisterin
in Thüringen. Zu dieser Zeit entstand unter ihrer Verantwortung gerade das Neubaugebiet. Dagegen waren die früheren Projekte wie der Gaststätten-Umbau
(1973/74), der Wasserleitungsbau
(1978/80) oder der innerörtliche Straßenbau (1983/85) „Spielwiesen“, wie sie es einmal ausdrückte.
Im Sommer 1969 wurde Hedwig Krehan zur Bürgermeisterin von Kleinmölsen berufen. Bedenkzeit hatte die damals 32-Jährige nur zwei Tage und eine Ablehnung hätte ihr auch nicht geschadet, denn den Meisterbrief für Feldbau hatte sie in der Tasche. Hedwig war eine „Anpackerin“mit Ideen und Visionen, um das Dorf wohnlicher und den Alltag der Einwohner leichter zu machen. In Kleinmölsen, wo die siebenköpfige Familie nach der Vertreibung aus der nordböhmischen Heimat 1953 ein Zuhause gefunden hatte, wollte sie sich einbringen. Sie blieb immer glaubwürdig und unterzog die Entscheidungen auch ihrem christlichen Grundverständnis, das Richtschnur ihres Handelns war. Das half ihr, schwere persönliche Schicksalsschläge zu überstehen und ihren Weg weiter zu gehen. Bis zuletzt war sie immer zur Stelle und wies niemanden ab, wenn ihr Rat und ihre Erfahrung gefragt waren.
Ihr Wirken hat Spuren hinterlassen, die in unzähligen Erinnerungen fortleben.