Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Winzer hoffen auf einen warmen Spätsommer mit viel Sonne
Winzer hoffen auf warmen und sonnenreichen Spätsommer. Ernte beginnt Mitte September
In zehn Tagen soll die Weinlese in Thüringen mit den Trauben des Frühburgunders beginnen. Die Prognose zum Gesamt- ertrag 2021 liegt nur bei rund 50 bis 60 Prozent vom langjährigen Durchschnitt. Grund sind Frostschäden aus dem Winter.
Wie wird der Wein in diesem Jahr? Andreas Clauß überlegt kurz. Dann kommt er zunächst auf die Ernte zu sprechen. Diese würde in rund zehn Tagen mit dem Frühburgunder beginnen. Der Beginn der Lese Mitte September liegt damit im einstigen Normalbereich, auch wenn diese beispielsweise
2018 in Thüringen schon mal am
30. August startete.
Der Gesamtertrag 2021, so Clauß, würde allerdings nur bei rund 50 bis 60 Prozent vom langjährigen Durchschnitt liegen. Die Einbußen begründet der Geschäftsführer des Weingutes Bad Sulza, dem mit 49 Hektar größten in Thüringen, mit Winterfrostschäden. „Im Februar waren es bis zu 28 Grad minus.“Andreas Clauß spricht angesichts des zu erwartenden Ertrags von einem Rückschlag für die SaaleUnstrut-Region, denn es werde die „zweite kleine Ernte in Folge“sein. Bereits 2020 war diese wegen Spätfrost zu den Eisheiligen geringer als sonst, nachdem es zuvor drei Trockenperioden gegeben hatte.
Geschäftsführer vom Weingut Bad Sulza widerlegt Sprichwort
Der Weinbauverband Saale-Unstrut beziffert den zu erwartenden unterdurchschnittlichen Ertrag im Anbaugebiet für dieses Jahr zwischen 3,0 und 3,5 Millionen Liter. Ähnlich also wie 2020. Der langjährige Durchschnitt liegt bei etwa 4,5 bis 5 Millionen Liter.
Nun hoffen Clauß und die anderen Winzer auf einen warmen Spätsommer mit reichlich Sonne. Der teilweise heftige Niederschlag der letzten Tage wäre „gerade noch zu verkraften“. Mit dem Regen in den vergangenen Monaten hätte er nach den Dürrejahren sogar dafür gesorgt, dass sich vor allem die neugepflanzten Stöcke und Weinberge gut entwickelt haben. Der Wasserhaushalt der Böden sei enorm verbessert, die wenigen Trauben werden größer als in den Trockenjahren, sodass der Ertragsausfall zum Teil kompensiert wird.
Die über tausend Jahre alte SaaleUnstrut-Region gehört mit rund 800 Hektar zu den 13 deutschen Anbaugebieten von Qualitätsweinen. Im Thüringer Teil – einem der nördlichsten und kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands – werden auf den Muschelkalk- und Buntsandsteinböden rund 118 Hektar Wein angebaut, 70 Prozent davon für den „Weißen“. Bundesweit ist die WeinAnbaufläche 103.000 Hektar groß, mit mehr als 100 Rebsorten.
Andreas Clauß ist nach wie vor überzeugt, dass die deutschen Winzer, speziell auch die Thüringer, zu den „Gewinnern des Klimawandels“zählen könnten. Denn die allgemein steigenden Temperaturen würden den Reifegrad erhöhen, was letztlich die Weinqualität verbessert.
Clauß ist gelernter Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft, er kam 1994 aus Schwaben nach Thüringen, gründete eine Familie und übernahm die Geschäftsführung im
Weingut in Bad Sulza, das seinen Mittelpunkt im Ortsteil Sonnendorf hat. Er ist ein Genießer, der regelmäßig Wein trinkt. Wobei er tagsüber nur probiert, „das ist eine reine Verkostung mit ausspucken“. Abends würde dann der Genuss folgen.
Das viel benutzte Sprichwort „Je älter der Wein, desto besser“würde aber nicht mehr stimmen. „Das war früher sicherlich gültig, als die Weine noch viel saurer waren und einige Zeit bis zur Reife gebraucht haben.“Heute sei ein Wein gleich genießbar. Allerdings würde die Qualität eines Weißweins nach zwei, drei Jahren nicht mehr besser, beim Rotwein „kann man zwei Jahre draufschlagen“.
Und zum Schluss sagt Andreas Clauß dann doch noch voraus, dass die Qualität des 21er Jahrgangs trotz des kleinen Ertrags eine gute werden könnte. „Wenn die Trauben in den nächsten Wochen von der Sonne verwöhnt werden.“