Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Lehrer auf die digitale Schulwelt vorbereiten
Einen Tag lang bereiteten spannende Seminare und interessante Vorträge beim „Smart Camp“in Ruhla Pädagogen auf das Schuljahr vor
Das Erstaunen der Lehrerinnen und Lehrer ist groß. Beim Einführungsreferat tauchen auf dem Bildschirm neben dem Experten ihre Schulmail-Adressen auf. Eine Google-Suche hatte diese zutage gefördert. Tim Estermann, IT-Sicherheitschef der Funke-Mediengruppe, ist nach wenigen Klicks eine unverschlüsselte Websites mit der Auflistung aufgefallen, wohl gemerkt, für den gesamten Wartburgkreis.
Etwa 40 Pädagogen hatten sich am Freitag im Albert-SchweitzerGymnasium von Ruhla für den letzten Tag ihrer Vorbereitung aufs neue Schuljahr etwas besonderes vorgenommen: digitale Lehrkonzepte,
der Umgang mit Hass und Mobbing in sozialen Medien, aber auch IT-Sicherheit und Datenschutz standen auf dem Programm. Dieses Lehrer-Smart-Camp konzipierten die digitalen Bildungsinitiative BG 3000 in Kooperation mit der Funke-Mediengruppe. Digitale Bildung sei eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen der jungen Generation, begründet Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerin der Funke-Mediengruppe das Engagement des Verlages beim Smart-Camp-Projekt.
Selbst eine solche Mail-Liste könne es Angreifern ermöglichen, Schadsoftware zu platzieren, beispielsweise über Links in Mails an die Lehrer. In seinem Seminar sensibilisiert Tim Estermann die Pädagogen, zeigt ihnen, worauf sie beim Umgang mit digitalen Medien achten müssen. Beispielsweise dass USB-Sticks beim Weiterleiten von Daten ein Tabu sein sollten.
Eine klare Kante zeigt auch Ruben Kühner. Der Antigewalt-Experte beschäftigte sich unter anderem mit Hass, Beleidigungen und Mobbing in sozialen Medien. Ein Thema, das unter der heutigen Schülergeneration präsenter ist als je zuvor und sich zu Corona-Zeiten weiter verschärft hat.
Sein Rat ist, solche Vorfälle anzuzeigen, denn es seien Straftaten. Zudem müsse darüber gesprochen werden, auch damit Schülerinnen und Schüler die Konsequenzen ihres Verhaltens bis hin zum Strafrecht kennen. Diejenigen, die Hass und Mobbing im Netz verbreiten, fühlten sich durch Schweigen nur noch mehr bestätigt, betont er.
Die Herausforderungen der digitalen Welt für heutige Pädagogen sind komplex. Allein das Wissen um die Vielfalt der Plattformen für Chats, Kommunikation, zur Selbstdarstellung oder für Foren bringt manch einen Lehrer schon einmal an seine Grenzen. Dabei sollen nach Möglichkeit immer stärker digitale Medien auch im Unterricht eingesetzt werden.
Wie spannend das sein kann, erleben Interessierte in einem weiteren anderthalbstündigen Seminar. Beste Voraussetzung wäre, wenn alle
Schüler möglichst einheitlich mit Tablets oder Laptops sowie einem Smartphone ausgerüstet sind. Zudem muss die Schule ein stabiles und leistungsfähige W-Lan-Netz für solche Unterrichtsformen betreiben. Bedingungen, die in Thüringen nicht überall gegeben sind.
Beim Seminar in Ruhla zeigt sich zudem, dass der Datenschutz viele Initiativen und Ideen der Lehrerinnen und Lehrer ausbremst, weil Server für einen Teil bekannter Lernplattformen und -programme nicht in Deutschland oder Europa stehen. Was alles möglich wäre, demonstriert Stefanie Ueberjahn, die sich bereits vor Jahren auf spannenden digitalen Unterricht spezialisiert hat.