Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Über Hitze
Vom Meditieren sind wir Cowboys ganz entspannt; am Lagerfeuer sprühen die Visionen. „Hat denn“, fragt Dickie, „der Klimawandel nicht auch irgendetwas Gutes?“– „Klar“, trompetet Bill. „Wenn’s Wetter wärmer wird, sinken die Heizkosten.“
So einfach ist das doch nicht. Jack kalkuliert, dass wir zwar auf der Ranch im Winter Eierkohlen sparen, im Sommer aber eine Klimaanlage brauchen würden. Ich sage: „Vielleicht wächst dann der Sangiovese-Wein an der Ilm, und niemand muss mehr zum Urlaub in die Toskana fahren.“– „Hat sich je ein Cowboy für Rotwein interessiert?“hält Jack dagegen.
Wir saufen Bushfire, wie immer. Dick weist auf die tauenden Permafrostböden hin. Davon würden nicht nur Kanada, Grönland und Russland profitieren, sondern auch die großen Schiffsverkehre auf eisfreien Nordrouten. Er rechnet: „Von Hamburg nach Tokio fährt ein Containerfrachter durchs Mittelmeer und den Suezkanal 13.000 Kilometer, durchs Polarmeer wären es nur 8000.“– „Hm“, brummt Jack. „Aber erst mal versinken die Städte und Infrastrukturen nördlich des Polarkreises im Schlamm. Die sind auf Eis gebaut ...“
So geht es hin und her, schließlich haben wir am Klimawandel keine Freude mehr. Wir saufen. „Wenn Holzdorf versteppt, finden die Longhorns auch nicht viel zu fressen“, jammert Bill. – „Ha“, rufe ich, „dann satteln wir halt um. Auf Dromedare!“– „Ja, sind wir dann noch Cow-Boys“, will Bill wissen. Jack grinst und sagt: „Nee, Kameltreiber.“Darauf stoßen wir an.