Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bis März bleibt die Straße zweispurig. Baustelle wird für Verkehrsversuch zur „grünen Clara“genutzt
Liebe Eltern, pünktlich zum Freitag liegen uns nun die Unterlagen aus dem Bildungsministerium vor. – Mit diesem Satz beginnt der Brief der Schulleiterin, der uns zugleich sagt, dass ganz offensichtlich das Haus von Minister Helmut Holter (Linke) die Traditionen aus dem vorigen Schuljahr fortsetzt: Keine Anweisung an die Schulen zu früh rauszuschicken.
Keine Frage, der Beginn des neuen Schuljahres kam wie immer sehr überraschend und so wird es auch mal eng. Aber, sei’s drum, an diesem Samstag sind Einschulungen, und das ist zuerst einmal für viele Mädchen und Jungen ein spannender und schöner Tag. Mögen sie ihn mit Familie und Freunden ausgiebig feiern.
Wie viele Kinder in Erfurt eingeschult werden, diese Zahl muss ich schuldig bleiben. Das Schulamt in Weimar konnte eine Routine-Anfrage dazu nicht beantworten. Ebenso nicht sagen, wie viele Schüler wegen der Corona-Versäumnisse ein Schuljahr wiederholen. Als ob das Thema Lerndefizite nicht über Wochen diskutiert wurde.
Nun gut, ich will nicht meckern, aber zumindest ein Versprechen des Bildungsministers sei hier noch schnell vermerkt: „Vor uns liegt ein Schuljahr in Präsenz“. Wäre doch schön, wenn er Wort halten kann und die Zuckertüten-Matadoren in den nächsten Wochen auch ihre Schule von innen sehen.
Erfurt.
Pünktlich zum Ferienende hat das Tiefbauamt die Vollsperrung der Clara-Zetkin-Straße aufgehoben. Seit Freitagnachmittag ist die eigentlich vierspurige Hauptstraße mit einer Spur pro Richtung wieder geöffnet – ein Zustand, der lange anhalten wird.
Die Vollsperrung war für die Einrichtung der Kanalbaustelle nötig. Der Kanalbau selbst verhindert noch bis voraussichtlich Ende März die vollständige Öffnung. Die Einschränkung auf zwei Spuren soll zugleich für einen Verkehrsversuch genutzt werden.
Ziel ist es, Folgen einer dauerhaften Zweispurigkeit herauszufinden: Der mögliche Umbau der Straße zur „Grünen Clara“würde vom Bund mit fünf Millionen Euro als Pilotprojekt gefördert. Bleibt die Straße grau, fließt das Geld nicht.
„Wir sind überzeugt, dass es gelingen wird, deutlich mehr Grün in der Straße unterzubringen und mit zwei Fahrstreifen auszukommen“, sagt Tiefbauamtsleiter Alexander Reintjes. Der Versuch sei aber ergebnisoffen, betont Verkehrsdezernent Matthias Bärwolff (Die Linke). Sollten sich die Belastungen anderer Straßen als gravierend herausstellen, sei „das Programm zu Ende“. Fördermittel seien bislang nicht geflossen.
Die Clara-Zetkin-Straße wurde Freitag für den einspurigen Verkehr freigegeben.
Matthias Bärwolff schließt nicht aus, dass der Bund im „Spektrum des Umsetzbaren“auch eine halbgrüne Clara mit zwei überbreiten Spuren akzeptieren würde. „Es geht vor allem darum, die Lebensqualität zu steigern und Grün in die Straßen zu bringen“, meint Achim Kintzel,
Chef-Verkehrsplaner aus dem Stadtentwicklungsamt.
Die Stadt hat für den Verkehrsversuch zwei externe Büros engagiert, erläutert Frank Helbing, Abteilungsleiter Verkehr vom Tiefbauamt. Eines soll im Oktober, November und Januar an jeweils drei aufeinander folgenden Werktagen den Verkehr zählen.
Dabei werde der Verkehr in der Zetkinstraße, den umliegenden Schleichwegen, in erwünschten Ausweichrouten wie der Straße Am Herrenberg und in den potenziellen Verlagerungsstraßen wie der Arnstädter
Straße erfasst. Besonders im Fokus stehen die vom Bus befahrene Wilhelm-Busch-Straße und die Windthorststraße als Fahrradstraße. Zudem werde beobachtet, wie sich die Einengung der „Clara“auf Fußgängerquerungen, Stellplätze oder die Freihaltung von Feuerwehrzufahrten bemerkbar mache.
Das zweite Büro sei mit der Information und Bürgerbeteiligung beauftragt. Geplant sind Baustellenschilder, Flyer und eine Internetseite (www.erfurt.de/ef139123).
Ab 20. September wird eine Internet-Umfrage freigeschaltet. Anwohner, Durchfahrer und Gewerbetreibende sollen Angaben zu ihrem Nutzungsverhalten machen, die Zweispurigkeit einschätzen und Anregungen geben. Die Umfrage und die Verkehrsbeobachtung sollen in eine Entscheidungsvorlage zur künftigen Gestaltung der Straße münden.
Bei der nun hergestellten Zweispurigkeit bleibt der Bürgersteig autofrei. Von den übrigen zwei Spuren ist eine zum Parken und eine für Baustellenaktivitäten vorgesehen. Pflanzen-Dekorationen des Gartenamtes sollen einen Eindruck davon vermitteln, wie eine „Grüne Clara“wirken würde.
Pech hatte, wer am Freitag im Baustellenbereich am Straßenrand parkte: Der Stadtordnungsdienst verteilte Knöllchen.