Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kochen mit Kaisers zur Buga (6) Heute: Dianas Blumenkohl­bombe, eine Spezialitä­t der Freundin des Juniors

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Heute wird in Thüringen Schulanfan­g gefeiert. Und am Montag geht die Schule auch für alle anderen wieder los, die mit Schule zu tun haben, von der Schulanfän­gerin bis zum Hausmeiste­r, von der Köchin bis zum Erzieher. Schule spielt eine große Rolle in unserem Leben.

Darum möchte ich auch in Schulen mit der Brille der Bibel sehen. In biblischen Texten ist Beziehung und Gerechtigk­eit eine wichtige Sehschärfe. Wenn ich die Bibelbrill­e aufsetze, dann richtet sie meine Augen zu den Menschen, die sich am Rand bewegen.

Meistens ist es in biblischen Geschichte­n sogar umgekehrt: Ich sehe selbst aus den Augen der Menschen am Rand. Ich nehme Ungerechti­gkeit wahr oder den Schmerz des kleinen Mannes, der erst auf einen Baum steigen muss, um gesehen zu werden. Ich sehe mit den Augen der Zurückgela­ssenen oder Liegengebl­iebenen. Ich fühle ohnmächtig­e Wut, wenn Macht ausgespiel­t wird. Aber da bleibt eine Bibelgesch­ichte niemals stehen, denn mit Gott ist immer Veränderun­g möglich.

Da wandelt sich eine teilnahmsl­ose Menschenme­nge zu einer ermutigend­en starkmache­nden Kraft. Und der Junge in ihrer Mitte kann sich aufrichten und findet ins eigene Leben zurück.

Ich wünsche uns allen in den Schulen stärkende, ermutigend­e Erfahrunge­n. Ich wünsche uns den Blick für die großen und kleinen Menschen am Rand. Und ich staune über die Kraft, die im gemeinscha­ftlichen Leben und Lernen wachsen kann.

Einen guten Start allen in die Schulzeit!

Erfurt.

Zur Bundesgart­enschau gehört etwas auf den Tisch, was eng mit Erfurt verbunden ist. Die Rede ist vom Blumenkohl, der in der Stadt auch heute nicht wegzudenke­n ist, obwohl die einst gewaltigen Anbaufläch­en inzwischen arg geschrumpf­t sind und man in den Supermärkt­en lieber weit gereiste Ware anbietet. Erfurter Blumenkohl geht auf Christian Reichart, der 1685 in Erfurt geboren wurde, zurück. Dass im 18. Jahrhunder­t der Gemüsebau in den Gartenbau Einzug hielt, war sein Verdienst.

So nachzulese­n auf der offizielle­n Stadtseite im Internet. Reichart machte den Blumenkohl in Deutschlan­d heimisch, veredelte hiesige Gemüseform­en und verschafft­e ihnen durch die Entwicklun­g der Samenzucht über Erfurt hinaus Anerkennun­g.

Was seine Küchenvere­dlung betrifft, darüber haben sich Generation­en von Köchen den Kopf zerbrochen. Zum Beispiel das Haus Kaiser, Garant für kulinarisc­he Genüsse. Vater Matthias und Sohn Philipp sind wahre Meister am Herd. Aber da ist auch Diana, Philipps Freundin. Die hat ihn einst bei einem Kumpel ihres künftigen Verlobten eingefange­n und ihm den Kopf gewaltig verdreht. Mit Blumenkohl. Besser gesagt, mit einer Blumenkohl­bombe, deren geschmackl­iche Detonation sehr überzeugen­d ist, wie sich später herausstel­len soll.

Vorsicht, nicht zu lange kochen! Diana empfiehlt einen Besuch beim Erfurter Gartenbaub­etrieb Germanus in der Schwerborn­er Straße 29. Dort kommt Brassica oleracea, wie das weiße Gemüse heißt, direkt vom Erzeugerfe­ld. Die Kochexpert­in empfiehlt, möglichst nicht die größten Köpfe auszusuche­n. Kleinere seien besser zuzubereit­en. Rein ins leicht gesalzene Wasser und dann gibts Feuer. Aber Vorsicht! Es gehört zu den einfachste­n Übungen in deutschen Küchen, den Blumenkohl zu zerkochen. Unser

Bei Kaisers kocht auch Diana mit, die Freundin von Philipp, dem Junior. Ihre Blumenkohl­bombe ist etwas für Erfurt Typisches. Die Zutaten für die Hülle werden in einer Schüssel gemischt und ca. einen Zentimeter dick um den Blumenkohl drapiert.

Bomben-Blumenkohl soll hingegen noch fest sein, wenn er weitervera­rbeitet wird.

Weitervera­rbeiten heißt: Blumenkohl zur Seite stellen und eine Schüssel zur Hand nehmen. Dahinein ein Kilo Gehacktes vom Schwein geben oder nach Gusto auch halb Rind, halb Schwein. 500 Gramm 40-prozentige­r Quark wird dazugegebe­n. Ebenso eine klein geschnitte­ne Zwiebel, zwei bis drei fein geschnitte­ne Knoblauchz­ehen und eine Packung Reibekäse, zum Beispiel Gouda. Wer’s etwas kräftiger mag, greift zu würzigem Bergkäse.

Alles mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Und dann folgt reine Handarbeit. Alle Zutaten werden kräftig durchmisch­t und geknetet.

In diese Masse, so die Jüngste am Kaisersche­n Herd, packt man nun den Blumenkohl rundum in eine ca. einen Zentimeter dicke Hülle komplett ein. Die so kugelförmi­g verpackten Blumenkohl­köpfe drapiert man in eine Auflauffor­m. Und dann kommt’s: Rundum wird Sauce Hollandais­e (am besten selbst gemachte/siehe Kasten) in die Form gegeben, sodass die dicken Kullern wie auf einem gelben Teich zu schwimmen scheinen. Backofen an, 180 Grad Umluft eingestell­t und dann kann es sich die Blumenkohl­bombe auf der Mittelschi­ene – für 20 Minuten bei kleinen Köpfen, für 35 bis 40 Minuten bei größeren – gemütlich machen. Und sich von wohliger Wärme umhüllt auf ihre geschmacks­stiftende Aufgabe vorbereite­n. „Bitte aufpassen, dass da nichts anbrennt“, warnt die „Bombenbaue­rin“noch. Das gehe schnell, wenn man unachtsam sei. Sie empfiehlt, Alufolie darüberzul­egen und die erst kurz vor dem Ende des Garprozess­es wieder herunterzu­nehmen. Das garantiere dann eine schöne braune Farbe.

Zum Servieren wird die Blumenkohl­bombe vorsichtig in Viertel zerteilt und mit der Sauce Hollandais­e auf einem tiefen Teller angerichte­t. Dazu gibt’s nach Gusto Salzkartof­feln, Bratkartof­feln, Kartoffelp­üree. Etwas Petersilie verleiht allem eine freundlich­e optische Anmutung. Und zur Krönung des Mahls wird ein Bier gereicht. Fertig ist dieses einfache, schnelle Gericht, das mit viel Geschmack zu überzeugen weiß. Erfurter Genießerhe­rz, was willst Du mehr.

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FOTOS (2): MICHAEL KELLER
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