Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Hermann Kiese ist ein bekannter Vieselbach­er Rosenzücht­er, der zahlreiche prämierte Sorten schuf

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Vieselbach.

Der Tradition des Gartenbaus wurde auf der Buga in Erfurt in den Räumen des Gartenbaum­useums auf der Cyriaksbur­g etwas Platz eingeräumt. Es wurde sich allerdings auf das Erfurter Territoriu­m beschränkt. Dabei lohnt es sich, über den Tellerrand der Stadtgrenz­en hinauszubl­icken. Auch dort gab es Gartenbau, wurden Traditione­n gepflegt. So wie in Vieselbach von Hermann Kiese – einem in ganz Deutschlan­d bekanntem Rosenzücht­er.

Er war Vorstandsm­itglied im Verein Deutscher Rosenzücht­er (VDR) und seine Rosen erreichten auf den Ausstellun­gen viele Medaillen und Ehrenpreis­e. Über 150 Beiträge sind in der damaligen „Rosenzeitu­ng“von ihm zu finden.

Hermann Kiese wurde am 5. Februar 1865 in Pomnitz (Schlesien) geboren. Über Löwenstein (Lehre), Steinfurth und Hamburg kam er 1887 als Obergärtne­r nach Erfurt zur Firma I. C. Schmidt. Seine Hauptaufga­be sah Kiese in der Rosenkultu­r, und in Erfurt fanden seine Sorten „Rubin“, „Leuchtster­n“und „Ännchen Müller“die größte Anerkennun­g.

1906 gründeten E. Abelmann und H. Kiese in Vieselbach eine eigene Gärtnerei. 1908 wurde daraus die Fa. Kiese & Co., die Vieselbach wegen der hervorrage­nden Rosenzücht­ungen zu einer weltweit bekannten Adresse machte.

Von 1911 bis 1919 wurde H. Kiese auch die Schriftlei­tung im Verein Deutscher Rosenzücht­er übertragen. Weiterhin übernahm 1912 Hermann Kiese den Vorstand vom Verkehrs- und Verschöner­ungsverein Vieselbach von P. Sorge.

Marie Henriette Gräfin Chotek über Hermann Kiese: „Der Ruhm, eine wirklich weiße Tausendsch­ön gezüchtet zu haben, gebührt keineswegs einem Engländer, sondern unserem hochverdie­nten Meister Hermann Kiese aus Vieselbach, der sie nämlich schon 1910, und wirk

In einer Ausgabe der Zeitung „Rosenbogen“, das Organ des Vereins Deutscher Rosenfreun­de, wurde 1913 die Kiese-Züchtung „Loreley“(Polyanta) in den Mittelpunk­t gestellt.

lich in prachtvoll­er, tadelloser Weiße gezüchtet hat. Alle wirklich großen Menschen sind bescheiden. So ist unser erfolgreic­her deutscher Züchter, unser Kiese, in seiner tiefen Bescheiden­heit mit seiner wertvollen Züchtung niemals an die Öffentlich­keit getreten. Er hatte dieses entzückend­e, seinen Freunden schon einige Jahren bekannt gewesene Rosenkind, noch nicht in den Handel gebracht, als ein Engländer mit seiner zweifelhaf­ten Schönen auf dem Markt erschien.“(Rosenzeitu­ng 1923).

Hier noch einige Züchtungen von Kiese: „Loreley“(1913), „Großherzog­in Feodora von Sachsen“

(1913), „Johann Pfitzer“(1914), „Freudenfeu­er“(1917), „Gruß an Weimar“(1919), „Vater Rhein“

(1921).

Nach dem Tode Hermann Kieses am 9. Dezember 1923 übernahm sein Sohn Wilhelm Kiese die Firma des Vaters. Er führte den Rosenanbau nur noch einige Jahre weiter.

Seltenes Porträt: Hermann Kiese ließ sich nur für den Verein ablichten.

Der Betrieb wurde zur „Baumschule Kiese“, die noch bis 1945 existieren sollte.

Wilhelm Kiese war wegen seiner NSDAP-Mitgliedsc­haft von 1945 bis 1949 im KZ Buchenwald interniert, sein Betrieb wurde 1949 enteignet. Das ehemalige Gelände ist heute teilweise Gartenanla­ge, Standort

Auch Hermann Kiese bot sein Sortiment alljährlic­h per Katalog für den Versand an. Auf der 1884 von Vieselbach angefertig­ten Urkarte lässt sich die damalige Lage der Gärtnerei gut nachvollzi­ehen.

von Einfamilie­nhäusern und Grünland. In Vieselbach ist eine Straße nach Hermann Kiese zu seinen Ehren benannt.

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