Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mamma Mia, was für „Abbatare“
Die schwedische Popband Abba ist zurück und plant Großes: Auf einem Live-Konzert wollen die Vier als Hologramme erscheinen
Berlin.
Das Showgeschäft ist ein Mega-Business. Wer hat das besser verstanden als Abba, die Band, die mit tanzbarem Pop Abermillionen Menschen faszinierte. Einen Hit nach dem anderen legten die schwedischen Popstars auf. Sie wurden Kult. Und als sie sich trennten, wurden sie sogar zur Legende. Eine gute Basis für weitere Erfolge. Als „Abbatare“– angelehnt an den Begriff der Avatare – kommen sie im nächsten Mai zurück auf die Bühne – eine Art Jedi-Ritter der ewigen Jugend. Ein Comeback der Superlative – nach 40 Jahren.
„Virtual-Reality-Projekt“, so heißt die „Abba Voyage“, die am
27. Mai in London Premiere feiern soll. Wie die Band am Donnerstagabend bei der weltweit gefeierten Präsentation zweier neuer, typischer Abba-Songs preisgab, werde dafür extra ein Musiktheater mit 3000 Sitzplätzen gebaut. Von dem aus dann die virtuellen Abbilder von Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und AnniFrid Lyngstad zu sehen sind, die auf der Bühne singen und tanzen, begleitet von einer zehnköpfigen Live-Band. Ihre „Abbatare“sind aber nach ihren Abbildern aus dem Jahr 1979 erschaffen worden. In echt sind die vier AbbaMitglieder mittlerweile alle über
70. Dass das Rentenalter für Künstler nicht das Aus bedeutet, kennt man. Mick Jagger springt mit 78 Jahren noch über die Bühne. Allerdings nicht als Hologramm.
Über Abbas Auftritt waren die Fans elektrisiert. „Der AbbaSound ist absolut zeitlos und berührt mich immer wieder“, sagt Regina Grafunder, die einen internationalen Fanclub für die Band leitet. Auch Musikkritiker Per Sinding-Larsen, der in Schweden eine Art Pop-Instanz ist, lobte den Auftritt: „Ich finde, es klingt überraschend gut.“Und Komponist John Carpenter (73, „Halloween“) twitterte: „Ich fühle mich, als wäre ich wieder 28!“
Für immer jung mit Abba, die zwar nie musikalische Revoluzzer waren, aber den Zeitgeist verändert hatten: In den 1970er-Jahren hörte sich das, was aus den Radioapparaten kam, noch so an: Wencke Myhre sang „Er hat ein knallrotes Gummiboot“, Costa Cordalis liebte „Anita“und Dschingis Khan sang „Dschingis
Khan“. Da kam Abba gerade recht, um mal zu lüften, im miefigen Pop-Geschäft. Tanzschulen spielten plötzlich statt des Gestampfes von „Schöne Maid“das leichte „Waterloo“, mit dem 1974 beim Eurovision Song Contest siegten. Nicht nur ihre Musik – auch ihr Styling war anders. Bisweilen sahen sie in ihren grellbunten Glitzeroveralls wie aus dem Weltraum entstiegen aus.
„S.O.S.“und „Mamma Mia“
(1975) heizten die Erfolgswelle weiter an. Mit „Dancing Queen“erklomm im April
1977 zum ersten Mal ein Abba-Song die Spitze der USCharts. „Voulez-Vouz“wurde zum Welthit, „The Winner Takes It All“auf Partys mitgegrölt – nicht von allen. Damals grenzten sich die Bildungsbürger noch gerne ab. Abba war das Trallala von Partymäusen, aber nichts für Feingeister. Das ist längst vorbei.
Nach dem Liebes-Aus starteten sie Solo-Karrieren
Dass es bei Abba, deren Harmonie so wirkte wie von einem anderen Stern, kriselte, war für die Fans ein Schock. Die Liebespaare Björn und Agnetha (die alle damals einfach „die Blonde“nannten) sowie Benny und Frida trennten sich – und damit war auch die Band am Ende. Ihren letzten Auftritt hatten sie 1982. Frida und Agnetha versuchten sich als Solokünstlerinnen. Benny und Björn komponierten
1984 das Musical „Chess“. Die Songs „One Night in Bangkok“und „I Know Him So Well“wurden zu Welthits. Die Abba-Mania war vor allem mit dem Musical „Mamma Mia!“neu geboren. Die offizielle Weltpremiere fand am
6. April 1999 in London statt – genau 25 Jahre nach dem Sieg von Abba beim Eurovision Song Contest. Und der Erfolg kennt keine Grenzen – the Winner takes it all.