Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Zutritt nur für Vernünftige
Es wird vermutlich nicht gehen, ohne dass der Druck auf die bislang Impfunwilligen wächst. Früher oder später muss die verpflichtende 2G-Regel her, wenn wir wollen, dass die Corona-Infektionsraten dauerhaft sinken und wir zur Normalität zurückfinden. Früher oder später muss – nicht Impffähige ausgenommen – in ausgewählten Bereichen gelten: Nur Geimpfte oder Genesene haben Zutritt.
Schon ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es nicht ausreicht, allein auf die Einsicht der Menschen zu setzen: Ohne einen gewissen Impf-Druck wäre beispielsweise die Kinderlähmung fast überall auf der Welt nicht ausgerottet worden. Dabei hat diese tückische Viruserkrankung, die in Deutschland vor allem Anfang der 50er Jahre ihren Schrecken verbreitete, Tausende von Kindern auf dem Gewissen. Sie erstickten qualvoll, weil die Lähmung auch ihre Atmung betraf. Und die, die überlebten, leiden oftmals bis heute an den Folgen. Wer das anzweifelt, dem sei ein Gespräch mit einem Erkrankten mit Post-Polio-Syndrom ans Herz gelegt; es dürfte den Blick weiten.
Dem Argument, Druck erzeuge doch nur Gegendruck und Widerstand, muss man entgegenhalten, dass längst ein riesiger Aufwand betrieben wird, um die Impfung bekannt zu machen. Zudem waren die Impfangebote in den vergangenen Wochen und Monaten derart niederschwellig und breit gesät, dass es schon eine Kunst war, sie zu ignorieren. Deshalb darf die Langmut derer, die durch die Impfung ihrer Gesundheit dienen und zugleich zu einer hohen Impfquote und damit zum ausreichenden Schutz der Bevölkerung beitragen, nicht überbeansprucht werden. 2G-Regel? Ja, gerne doch. sibylle.goebel@funkemedien.de