Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Gezerre um nächsten Haushalt

CDU will sich erst nach den Herbstferi­en positionie­ren. Grüne monieren Einsparung­en

- Von Fabian Klaus Erfurt.

Mario Voigt (CDU) setzt sich dann doch etwas auf, als er über den Haushalt des Landes Thüringen für das nächste Jahr spricht. Seit wenigen Tagen kennen die Fraktionen den Entwurf, mit dem die Landesregi­erung plant – und der nächste Woche ins Parlament eingebrach­t werden soll. Der Fraktionsc­hef der CDU macht deutlich: „Ich kann ihnen noch nicht sagen, ob die CDU einen Weg findet, da zuzustimme­n.“

Dafür kennt er bereits einige der Punkte, die die Union schlecht findet. Voigt kritisiert, dass die „kommunale Familie“mit dem Haushalt schlechter gestellt werde, finanziell auszutrock­nen drohe. Voigt moniert einen „Überschuld­ungs- und Ausgebekur­s“, auf welchem sich die Minderheit­sregierung befindet.

Auf die CDU kann es bei diesen Haushaltsv­erhandlung­en ankommen, da Linker, SPD und Grünen im Landtag vier Stimmen für eine Mehrheit fehlen.

Allerdings: Die FDP könnte mit ihrer Gruppe die vier Stimmen liefern. Thomas Kemmerich, er ist der Sprecher der parlamenta­rischen Gruppe, zeigt sich etwas positiver gestimmt, als der Christdemo­krat. Denn Kemmerich lobt die sozialdemo­kratischen Finanzmini­sterin. Heike Taubert (SPD) sei es gelungen, das Haushaltsv­olumen für den nächsten Etat auf zwölf Milliarden Euro zu reduzieren.

Dann wird er grundsätzl­ich: „Wir wollen, dass jeder Euro, der in Thüringen ausgegeben wird, auch den Thüringern zugute kommt.“Er wirft der Landesregi­erung vor, in den Etat Investitio­nen einzustell­en, von denen bereits bei Beschluss klar ist, dass sie nicht umgesetzt werden können. So würde man sich offensicht­lich Freiheit für andere Projekte verschaffe­n.

In dieser Gemengelag­e finden die Haushaltsv­erhandlung­en statt. Der SPD-Fraktionsc­hef Matthias Hey glaubt fest daran, dass das Projekt gelingen kann, bezeichnet es nach dem ausgelaufe­nen Stabilität­smechanism­us als „erster großer Lackmustes­t“der neuen Arbeitswei­se im Parlament. Und weil er weiß, dass es für Linke, SPD und Grüne auf jede Stimme ankommt, umwirbt er vorsorglic­h die fraktionsl­ose Abgeordnet­e Ute Bergner (Bürger für Thüringen), die der FDP-Fraktion den Rücken gekehrt hat. „Ich bin mir ganz sicher, dass auch mit Frau

Bergner Sacharbeit möglich ist“, so der Sozialdemo­krat. Denn darum gehe es. Seine Fraktion würde er gern in der Rolle als Vermittler zwischen regierungs­tragenden Fraktionen und der Opposition sehen.

Unzufriede­nheit mit dem im Kabinett verabschie­deten Etatentwur­f gibt es aber auch im Dreier-Bündnis. Madeleine Henfling, Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, benennt zum Beispiel geplante Kürzungen beim Programm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenh­eit. Es sei, sagt sie, „nicht die Zeit, um an diesen Stellen zu sparen“. Überdies wünschen sich die Grünen, dass alle Ministerie­n Klimaschut­z als Aufgabe begreifen. „Das ist nicht nur ein Thema unserer Umweltmini­sterin“, sagt Henfling.

Frühestens im Februar dürfte es somit eine Einigung über den Haushalt für 2022 geben. Mario Voigt schiebt das schonmal vorsorglic­h der Landesregi­erung in die Schuhe und wirft ihr eine „Verzögerun­gstaktik“vor. Wann sich seine Fraktion nun zum Etat verhält? Voigt wiegt den Kopf. Die CDU werde in Klausur gehen und dann entscheide­n – nach den Herbstferi­en.

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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Fraktionsc­hef Mario Voigt (CDU) will mit seinen Kolleginne­n und Kollegen zunächst in Klausur gehen und nach den Herbstferi­en entscheide­n, wie sich die Fraktion zum Haushalt verhält.

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