Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
400 Lehrerstellen nicht besetzt
Lage an den Schulen bleibt auch ohne Corona angespannt. Das Ministerium verweist auf einen Mangel an Bewerbern
Die Lage an den Thüringer Schulen durch fehlende Lehrer bleibt angespannt. So wiesen die fünf Schulämter zusammen am Mittwoch auf ihren Internetseiten 395 offene Stellen aus. Das ist ein leichter Rückgang zu Ende August, als 418 offene Lehrerstellen gemeldet wurden. Dennoch ist die Situation vor Ort weiter unbefriedigend.
„Dieser Lehrermangel ist der sichtbare Ausdruck der Probleme im Bildungsbereich: In den Schulen gibt es massive Stundenplankürzungen“, sagte CDU-Fraktionsvize Christian Tischner im Gespräch mit dieser Zeitung. Teilweise kämen Schüler an einzelnen Tag gar nicht mehr in die Schule. Zu Beginn des neuen Schuljahres Anfang September sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke), er gehe davon aus, dass zwischen 100 und 300 Lehrerstellen noch unbesetzt sein werden. Man müsse weiter um Lehrer werben. „Wir können nicht genügend Lehrer einstellen“, betonte Holter.
Seit Jahren werde zu wenig ausgebildet, kritisiert Bildungsexperte Tischner.
So sei die Zahl der Referendare seit dem Schuljahr 2014/2015 von
947 auf 781 im Schuljahr
2020/2021 zurückgegangen. Aktuell fehlen vor allem an Regelschulen Pädagogen. Den amtlichen Onlineportalen zufolge sind hier 148 Stellen frei. Die wenigsten Lehrer (29) werden an den Berufsschulen gesucht.
Auch regional sind die Unterschiede groß. Im Schulamt Ost sind mit 110 die meisten Stellen ausgeschrieben. In Mittelthüringen ist die Zahl mit 42 Vakanzen am geringsten.
Ein Sprecher des Bildungsministers sagte auf Anfrage: „Der Lehrermangel ist da. Das ist der Ausdruck davon.“
Fakt sei, dass es in Thüringen, Deutschland und Europa nicht ausreichend viele Bewerber gebe. Aus diesem Grund liefen zurzeit auch weiter Qualifizierungsmaßnahmen für Seiteneinsteiger. Diesbezüglich noch vorhandene Hürden müssten gesenkt werden.