Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Umbau der Finanzaufs­icht dauert noch Jahre

Neuer Bafin-Chef Mark Branson arbeitet an moderner und schlagkräf­tiger Behörde

- Berlin.

Schneller, klarer, schlagkräf­tiger – und vor allem wirksam will die Bundesfina­nzaufsicht unter ihrem neuen Chef Mark Branson sein. Dazu ist die Behörde in den vergangene­n Monaten tiefgreife­nd umgebaut worden. „Es geht schnell vorwärts“, sagte Branson bei einer Art Bilanz. Sie zeigte auch, wie schlecht die Bafin bisher tatsächlic­h aufgestell­t war, um die komplexe Finanzwelt zu kontrollie­ren.

„Wir sind noch nicht, wo wir sein wollen“, sagte Branson. Das brauche mehrere Jahre. Und er skizzierte, wie seine Behörde künftig arbeiten soll: Man wolle ganzheitli­ch, vernetzt und vorausscha­uend agieren. Extrem klar sein und schnell. Und auch mutig handeln und ab und zu Risiken eingehen, also nicht alles bis ins Letzte prüfen, um so besser Gefahren an den Märkten abzuwehren. „Eine solche Kultur entwickelt sich über die Zeit“, sagte Branson. Die Richtung stimme schon mal. Kern der Reform sind mehr Digitalisi­erung und mehr interne Zusammenar­beit. Jörg Kukies, Staatssekr­etär im Bundesfina­nzminister­ium, zeigte sich zufrieden über das Tempo.

Auslöser der Bafin-Reform war der Wirecard-Skandal 2020. Er hatte gravierend­e Mängel bei der deutschen Finanzaufs­icht und bei anderen Kontrollme­chanismen bloßgelegt. Zahlreiche Warnsignal­e wurden übersehen. De facto waren die Behörden weitgehend ahnungslos, was bei Wirecard tatsächlic­h geschah. Das Unternehme­n hatte im Juni vergangene­n Jahres Insolvenz angemeldet, als Erstes im deutschen Aktieninde­x Dax. Wie damals herauskam, hatten große Teile des Geschäfts nur auf dem Papier existiert. Anleger verloren Milliarden­werte. Der Finanzskan­dal ist der größte der bundesrepu­blikanisch­en Geschichte.

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