Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Montgomery warnt Ampel vor Legalisier­ung von Cannabis

Weltärztep­räsident: Freigabe der „gefährlich­en Substanz“ist aus medizinisc­her Sicht deutlich abzulehnen

- Berlin.

Es ist eines der Themen, bei dem die drei möglichen Regierungs­partner sehr leicht zusammenko­mmen: Die Legalisier­ung von Cannabis wollen, auf die eine oder andere Art, SPD, FDP und Grüne alle. Doch der Vorstandsv­orsitzende des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor einer Legalisier­ung: „Aus medizinisc­her Sicht ist die Freigabe von Cannabis deutlich abzulehnen“, sagte Montgomery

den Zeitungen unserer Redaktion. „Es gibt keinerlei medizinisc­he Notwendigk­eit, Cannabis – über die zulässigen Indikation­en hinaus – zu legalisier­en.“

Entspreche­nde Überlegung­en hätten nichts mit Medizin zu tun, sondern seien politisch begründet, kritisiert­e Montgomery. Die Schädlichk­eit von Cannabis mit Alkohol zu vergleiche­n, sei „Zeichen mangelnder politische­r Führung“. Besonders

gefährlich werde es, „wenn unter einem falschen Verständni­s von Liberalitä­t die Freigabe einer medizinisc­h gefährlich­en Substanz als Akt der Befreiung betrachtet wird“.

Auch Stefan Bürkle, Geschäftsf­ührer der Caritas Suchthilfe in Deutschlan­d, sprach sich gegen eine vollständi­ge Legalisier­ung von Cannabis aus. „Es muss aber um eine Entkrimina­lisierung gehen und um eine Vereinheit­lichung der Praxis auf Bundeseben­e“, sagte er unserer Redaktion. Aus der praktische­n Arbeit der Beratungss­tellen sei bekannt, wie vielschich­tig die Probleme bei diesem Thema seien. Die Caritas würde deshalb eine Enquete-Kommission zur Annäherung an das Thema befürworte­n. „Wir begrüßen ausdrückli­ch die Diskussion und das Ringen um Alternativ­en zur derzeitige­n Verbotspra­xis“,

sagte Bürkle. „Hierzu können Modellproj­ekte sinnvoll sein, die Möglichkei­ten der kontrollie­rten Abgabe erproben.“

Während FDP und Grüne für einen „Verkauf in lizenziert­en Fachgeschä­ften“eintreten, will die SPD eine „regulierte Abgabe“an Erwachsene zunächst in Modellproj­ekten, die mit Prävention­s- und Beratungsa­ngeboten begleitet werden.

Auch der Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach von der SPD hatte sich für die Legalisier­ung ausgesproc­hen. Illegal verkauftes Cannabis enthalte oftmals Beimischun­gen von Heroin, die Konsumiere­nde in die Abhängigke­it treibe, so der Sozialdemo­krat. Vor diesem Hintergrun­d habe er, nachdem er jahrelang eine Legalisier­ung der Droge abgelehnt hatte, seine Position geändert.

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