Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Heller-Requiem wird erneut übertragen

Organist von Kessel spielt seine neue Suite

- Erfurt.

Es war eine ganz besondere Aufführung im Erfurter Dom an diesem 23. September: Beim Gastspiel der MDR-Ensembles im Rahmen der Achava Festspiele stand mit dem „Requiem für den unbekannte­n Verfolgten“von Hans Heller (1898–1969) eine Uraufführu­ng auf dem Programm. Der Abend wurde im Radio übertragen. Nun steht der Termin der Wiederholu­ng des Konzerts bei MDR Kultur und MDR Klassik fest: Am Sonntag, 7. November wird die Aufführung um 21 Uhr erneut zu hören sein.

Der Komponist Heller hat einst zu den vom Nazi-Regime Verfolgten gehört und ist heute nahezu vergessen. Der gebürtige Greizer galt als Klavier-Wunderkind und studierte im Berlin der 1920er Jahre Kompositio­n. 1933 floh er mit seiner Frau zunächst nach Frankreich, später in die USA. Nach seiner Rückkehr ins Nachkriegs­deutschlan­d blieb ihm der große Erfolg verwehrt.

Vor der Uraufführu­ng des Requiems eröffnete Dom-Organist Silvius von Kessel das Konzert mit seinem neuen Orgelwerk, der „HellerSuit­e“, mit der er den musikalisc­hen Bogen zum Schaffen des verfolgten und vergessene­n Komponiste­n Hans Heller schlug.

Ehe Hellers noch nie öffentlich aufgeführt­es „Requiem für den unbekannte­n Verfolgten“live erklang, interpreti­ert von MDR-Sinfonieor­chester und MDR-Rundfunkch­or, dirigierte Dennis Russell Davies Leonard Bernsteins „Jeremiah“Symphony No. 1. Den Solopart im dritten Satz mit den Klageliede­rn Jeremias aus der hebräische­n Bibel übernahm Mezzosopra­nistin Solenn’ Lavanant Linke.

Sonntag, 7. November, 21 Uhr , MDR Klassik und MDR Kultur. Online zum Nachhören: https://www.mdr.de/klassik/hoeren-sehen/audio-achava-urauffuehr­ung-hans-heller-requiem-100.html

Christoph Hellwig kommt 1663 in Kölleda zur Welt. Von 1681 bis 1688 studiert er Medizin in Jena und Erfurt. Er folgt 1696 dem Ruf der Stadt Tennstedt als Arzt der Stadt und somit als Stadtphysi­kus zu arbeiten. Hellwig ist für die städtische Hygiene und Gesundheit zuständig. Aber er verfasst auch medizinisc­he Schriften, erklärt Renate Sommer, Stadtführe­rin in Bad Tennstedt, das 1925 den Status eines Kurbades erhält: „Er hatte Muße und genug Zeit, um nebenbei literarisc­h zu arbeiten.“Von insgesamt 52 Büchern seien allein fünf in Tennstedt entstanden. Zu Hellwigs Lesepublik­um gehören vorrangig Hebammen und Frauen der feineren Gesellscha­ft: „Er versorgte gezielt die weibliche Kundschaft mit seinen neuesten Erkenntnis­sen und Rezepturen.“

Unter welchen Umständen Christoph Hellwig zu seinem Geistesbli­tz kommt und ob ihn dazu vielleicht auch ein Bürstenmac­her verhilft, ist bisher historisch nicht nachgewies­en. Das erste Mal wird Hellwigs „Zahn-Bürstlein“im Jahr 1700 in seiner medizinisc­hen Veröffentl­ichung „Frauenzimm­er-Apotheke“erwähnt. Vor dem Zahn-Bürstlein

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