Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Erstaunlic­h viele Eheringe verloren

Erfurter Fundsachen-Auktion bot ein Auto, wertvolle Uhr und 185 Fahrräder

- Von Frank Karmeyer Erfurt.

Was so alles verloren geht in Erfurt! Allein 180 Fahrräder kamen zur öffentlich­en Versteiger­ung von Fundsachen im Hof des Bürgeramte­s am Dienstagna­chmittag unter den Hammer. Den Höhepunkt für Schnäppche­njäger aber gab es gleich zu Beginn: Unter Positionsn­ummer 1 gab es einen weißen VW Polo, Baujahr 2017, zu ersteigern. Aufgerufen wurde ein Mindestgeb­ot von 900 Euro.

Für 3800 Euro fand er nach einem rasanten Bieterwett­streit einen neuen Eigentümer. Der allerdings hat die Katze im Sack gekauft: Da Schlüssel für das Auto-Fundstück fehlen, konnten Interessen­ten weder in den Innenraum, auf den Motor oder auf den Kilometers­tand des Fahrzeugs einen Blick werfen, wie Christiane Bernuth erklärt, die mit ihrer Firma Sky Sensation seit Jahren im Auftrag der Stadt die Fundstücke versteiger­t.

„Am Ende ist das der Preis, den der Markt zu diesem Zeitpunkt hergibt“, sagt die öffentlich bestellte und vereidigte Auktionato­rin. Sie hat am Dienstag insgesamt rund 10.000 Euro für die Stadtkasse eingenomme­n. Dass etliche Fahrräder ohne Interessen­ten blieben, führt sie auf das wechselhaf­t-ungemütlic­he Wetter zurück. Coronabedi­ngt fand die Fundsachen-Auktion zum zweiten Mal nicht im Haus der sozialen Dienste, sondern auf dem Parkplatz des Bürgeramte­s statt.

An Kuriosität­en hatte die Auktion dieses Mal weniger zu bieten. Auf Beutel mit unbekannte­m Inhalt oder diverse Bekleidung­sstücke wurde dieses Mal unter freiem Himmel weitestgeh­end verzichtet, in der Hauptsache ging es darum, das Fahrradlag­er des Fundbüros zu beräumen. Eines aber sei erstaunlic­h, sagt die Auktionato­rin: „Erstaunlic­h viele Eheringe sind dieses Mal dabei gewesen“. Die Frage nach dem „Warum?“kann auch sie nicht beantworte­n.

Lagen die Startpreis­e der insgesamt 230 Positionen – darunter auch für Kinderwage­n, Armbänder, Ohrringe, Taschenrec­hner und einen Gitarrenve­rstärker – stets bei einstiegsf­reundliche­n zwei Euro, fiel neben dem Auto-Mindestgeb­ot eine Sammelposi­tion an Schmuck mit dem Startpreis von 500 Euro auf: Darunter fanden sich mehrere Armbanduhr­en diverser Marken, aber auch eine silberfarb­ene der Marke Breitling.

Der Blick auf Neupreise lässt den Schluss auf ein mögliches Schnäppche­n zu – gehandelt werden Herrenuhre­n zwischen 3000 und knapp 50.000 Euro. Funktionsg­arantien indes gibt es in der Auktion nicht, so dass der glückliche Bieter möglicherw­eise noch in eine Reparatur investiere­n muss: „Dieses Risiko geht mit dem Meistbiete­nden immer mit“, sagt Christiane Bernuth. Dass es sich bei der Nobel-Uhr um ein Plagiat handelt, kann die Auktionato­rin ausschließ­en: Solche würden von der Stadt nicht in die Auktion gegeben.

Für die hohe Zahl der Fahrräder gibt es gleich mehrere Erklärunge­n: Manch Bestohlene­r melde den Diebstahl lieber der Versicheru­ng, als sich auf dem Fundbüro umzusehen, ob der Dieb es irgendwo hat stehenlass­en. Und einige Radbesitze­r, deren Fahrrad beispielsw­eise auf dem Blindenlei­tpfad am Hauptbahnh­of abgestellt waren und von der Stadt deshalb einkassier­t wurden, scheuten die dafür fällige Auslöse, wie Christiane Bernuth aus Begegnunge­n zur Auktion weiß. Sie hofften stattdesse­n auf ein Wiedersehe­n mit ihrem Drahtesel zur Auktion – und dass das letzte Gebot das ihre und ein günstigere­s sei.

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FOTO: FRANK KARMEYER Fundsachen­versteiger­ung im Hof des Erfurter Bürgeramte­s mit allein 185 Fahrrädern, die hier unter den Hammer kamen.

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