Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Eisenacher Energien
Es gab, siehe den FC Carl Zeiss, schon kleinere Anlässe, den Trainer zu wechseln. In Eisenach kamen nach gutem Start immerhin vier veritable Niederlagen zusammen. Begleitet wurden sie von einer unheilvollen Formkurve samt ungebremstem Absturz in den Keller, wie ihn sonst nur die CDU bei der Bundestagswahl erlebt hat.
Der Verein hat zeitig die Reißleine gezogen, weil die Quittung für Zögern in der eigenen Schublade liegt – vor vier Jahren wurde alles so lange schöngeredet, bis kein Weg mehr aus den Abstiegstiefen führte.
Und doch liegen die Verhältnisse heute anders. Diese junge Mannschaft besitzt Potenzial. Potenzial, das offensichtlich brach liegt. Bildlich betrachtet gleicht der ThSV einer Heizung, die man als verantwortungsbewusster Betreiber dringend auf Vordermann bringen muss: zu viel Energie geht verloren. Dabei wird die Anlage mit Aufwand unterhalten, es gibt professionelle Bedingungen und die fachliche Expertise von drei A-LizenzInspekteuren. Doch verglichen mit den traditionellen Heizern in Aue oder Dessau, die es regelmäßig schaffen, mit ein paar Scheiten ein richtiges Feuer zu entfachen, muss sich der noble Betrieb an der Wartburg die Effektivitätsfrage stellen.
Auf den neuen Mann wartet eine schöne wie schwere Aufgabe zugleich. Er kann mit einem Kader arbeiten, der zu den hoffnungsvollsten der jüngeren Vergangenheit zählt. Zugleich muss er im blau-weißen Schmelztiegel der Kompetenzen mit täglicher Präsenz klarstellen, wer Chef ist und welches Ziel er eigentlich verfolgt. Druck bedeutet das nicht nur für ihn, sondern auch für die Verantwortlichen, die Handlungsfähigkeit zeigten, aber nicht alle Mängel des Eisenacher Binnenbetriebes auf den gefeuerten Trainer schieben können.
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