Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Special-Olympics-Siegerin fordert mehr Sportpädagogen
Saalfelderin Heike Naujoks beklagt fehlenden Sport in vielen Werkstätten. Special Olympics und Skiverband arbeiten enger zusammen
Das Ziel von Heike Naujoks und Peter Hoffmann in diesem Winter ist geplatzt. Die beiden Thüringer Skilangläufer wollten im russischen Kasan bei den World Games Medaillen holen. Doch nun wurde das Wintersportfest von Special Olympics – der Organisation für Menschen mit geistiger Behinderung – zum dritten Mal in Folge wegen Corona verschoben. 14 Thüringer hatten sich dafür qualifiziert.
„Also muss ich mich wieder auf das Radfahren konzentrieren“, sagte die Saalfelderin, die 2019 bei den World Games in Abu Dhabi Gold im Sattel geholt hatte. Im Sommer will sich die 51-Jährige in Berlin bei den nationalen Spielen für die Welttiteljagd 2024 an gleicher Stätte qualifizieren. Auch der Schleusinger Hoffmann hat nach dem Schock der Verschiebung umgeplant. „Ich werde es jetzt mit Laufen versuchen“, so der 42-Jährige, der seit 2008 ernsthaft Sport betreibt.
Dafür, dass sie Sport machen können, sind Naujoks und Hoffmann dankbar. Doch nur in drei Werkstätten für geistig Behinderte (Schleusingen, Mechterstädt, Eisenach/Bad Langensalza) gibt es dafür Lehrer. „Sport wird als nicht wichtig angesehen. Dabei ist das Sporttreiben für die Entwicklung von uns Behinderten enorm wichtig. Jede Werkstatt sollte auch einen Sportpädagogen haben“, mahnt
Naujoks auch die Politik. Die Special-Olympics-Siegerin hat das Glück, dass ihr alter Lehrer und Trainer Franz Bauer sie auch mit 70 Jahren noch als Rentner betreut. „Einmal die Woche komme ich aus Hof, sonst schicke ich die Pläne per Mail“, sagt Bauer, der lange Jahre für die Saalfelder Werkstätten als Sportpädagoge gearbeitet hat.
Der einstige Weltklassehochspringer Rolf Beilschmidt, vor zwei Wochen zum Präsidenten von Special Olympics Thüringen gewählt, unterstützt Naujoks Forderung. „Nur acht Prozent der geistig Behinderten in Deutschland treiben Sport. Unser Ziel muss es sein, diese Zahl auch in Thüringen zu erhöhen. Auch um Special Olympics weiter zu entwickeln. Bisher haben wir etwa zweihundert Behinderte im Freistaat, die an Wettkämpfen teilnehmen“, sagt Beilschmidt.
Um die Inklusion zu verbessern, arbeitet Special Olympics bisher mit dem Leichtathletik-, Fußballund nun auch mit dem Skiverband zusammen. In Oberhof unterzeichneten die Präsidenten Beilschmidt und Frank Eismann eine Kooperationsvereinbarung. Dabei soll Special Olympics Unterstützung durch die Nutzung von Wettkampfstätten und gemeinsames Training von den Vereinen des TSV bekommen.
Nach dem Biathlon-Weltcup finden in Oberhof am 13./14. Januar die Skilanglauftage mit Startern aus ganz Deutschland statt. Für 2024 will sich Thüringen mit Oberhof, Weimar und Erfurt für die nationalen Winterspiele mit 3000 Teilnehmern bewerben. 1999 und 2007 fanden sie allerdings in wesentlich kleinerem Rahmen schon hier statt.
Heike Naujoks ist am Donnerstag wieder zum Training in Oberhof. In der Skihalle kennt man die Special-Olympics-Siegerin schon.