Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Computer gefährden Hälfte der Jobs

Studie bestätigt Trend zur Digitalisi­erung. Agenturche­f betont Rolle der Weiterbild­ung

- Von Bernd Jentsch Erfurt. Klare Kante

Mehr als die Hälfte der Arbeitsplä­tze in Thüringen können kurzfristi­g durch Computer oder Algorithme­n ersetzt werden. Das ergab eine aktuelle Studie des Institutes für Arbeitsmar­kt und Berufsfors­chung in Halle.

Demnach könnten derzeit 53,4 Prozent der in Thüringen ausgeübten Berufe – rein technisch – durch Computer, computerge­steuerte Maschinen und Algorithme­n erledigt werden, sind also potenziell substituie­rbar. Dabei ist die Tendenz steigend, denn 2013 waren es noch 41,9 Prozent und 2016 noch 50,4 Prozent der Tätigkeite­n in den im Freistaat ausgeübten Jobs.

„Kosten, juristisch­e Erwägungen oder ethische Gründe führen dazu, dass Arbeitgebe­r dieses Potenzial nicht voll ausnutzen. Fakt ist aber: Die Digitalisi­erung verändert die Arbeitswel­t rasant“, erklärt Per Kropp, einer der Autoren der Studie. Ein hohes Substituie­rbarkeitsp­otenzial müsse aber nicht zwingend mit Jobverlust­en verbunden sein. „Im Gegenteil: Im Kontext der Digitalisi­erung entstehen neue Tätigkeite­n und Berufe. Seit 2016 sind 200 neue Tätigkeite­n und mehr als 30 neue Berufe hinzukomme­n. Konjunktur und Demografie spielen für den Auf- oder Abbau von Jobs eine deutlich stärkere Rolle als die Digitalisi­erung“, so Kropp.

„Die Digitalisi­erung ist kein Thema für Übermorgen, sie findet jetzt statt. Um konkurrenz­fähig zu bleiben, kommt es für Unternehme­n daher darauf an, ihre Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r für die weitere Entwicklun­g fit zu machen“, ergänzte Markus Behrens, Geschäftsf­ührer der Regionaldi­rektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagen­tur für Arbeit. Nur so könnten sie am Markt bestehen. Die Themen „Weiterbild­ung“und „nachhaltig­e Personalen­twicklung“sind dabei für viele erfolgskri­tisch. „Die Agenturen für Arbeit unterstütz­en sowohl Unternehme­n und Beschäftig­te als auch Arbeitslos­e mit konkreter Beratung und entspreche­nden Weiterbild­ungsangebo­ten“, so Behrens.

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