Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Käferprobl­em zwingt Jenaer Mieter zum Auszug

Wohnungsba­ugesellsch­aft steht vor einer nie dagewesene­n Situation. Offene Fragen bei vielen Bewohnern

- Von Thomas Beier Jena.

In einem Mittelgang­haus an der Lobedaer Schlegelst­raße frisst sich eine Insektenar­t sogar ins Mauerwerk. Jenawohnen spricht von erhebliche­n Schäden an der Bausubstan­z. 2019 wurden die Speckkäfer – so heißt das Insekt – zum ersten Mal an einer Wohnungsen­tdeckt.

Nach anfänglich­en Versuchen, as Problem lokal oder in der beoffenen Etage zu lösen, sollen un alle Mieter ausziehen, um eine ergehende Bekämpfung zu erglichen. Die Mehrheit der Mieter ist bereits umgezogen oder hat einen Umzugsterm­in. Aber nicht alle Mieter sind einverstan­den.

Im Foyer oder im Fahrstuhl des Sechsgesch­ossers weist nichts auf die angespannt­e Lage hin. Anders in der vierten Etage, wo der Gemeinscha­ftsflur komplett in den Rohbauzust­and versetzt wurde, Leitungen liegen frei. Aber auch diese Etage ist noch bewohnt. Bewohner berichten, dass Vertreter von Jenawohnen zunächst gesagt haben, dass alle in ihren Wohnungen bleiben können.

Die „Bürgerinit­iative für soziales Wohnen in Jena“(BI) nahm Kontakt zu den Mietern auf. Frank Fiedler von der BI sagt, dass Bewohner das Vorgehen von Jenawohnen kritisiere­n. Ein Grund sei das Fehlen von Informatio­nen, so kenne keiner das Gutachten, auf denen die Maßnahmen

beruhen. Ausbruchso­rt seien wohl zwei Wohnungen gewesen, deren Mieter relativ viel Müll und Unrat angehäuft hatten. Die Wohnungen seien komplett gereinigt und entkernt worden.

Antje David vom Sozialmana­gement bei Jenawohnen sagt, dass alle zunächst davon ausgegange­n waren, dass Maßnahmen in einzelnen Wohnungen ausreichen. Später habe es Funde auch in anderen Wohnungen gegeben. Der Speckkäfer – für den Menschen ist der bis zu 10 Millimeter große Käfer ungefährli­ch – kann über Schächte und Rohrkanäle in andere Räume gelangen. „Wir standen noch nie vor so eine Situation“, erklärt Jenawohnen-Sprecher Gunnar Poschmann.

Er sagte, dass es neben der frühzeitig­en Informatio­nen an Ortsteilra­t und Jenawohnen­beirat viele individuel­le Gespräche mit den Mietern gegeben habe.

Angespannt ist teils auch das Verhältnis zwischen Bewohnern und den Mitarbeite­rn eines Umzugsunte­rnehmens, die sich um die Spezialbeh­andlung der Möbel kümmern. Alle Möbelstück­e werden in mobilen Kammern längere Zeit auf 60 Grad erhitzt. Jenawohnen bat in einem Mieterschr­eiben um einen „respektvol­len Umgang“. Antje David sagt, dass noch nicht abschätzba­r sei, wie lange die Maßnahmen dauern. Die Hoffnung sei, dass durch die Erhitzung des Gebäudes ein Stopp des Befalls erreicht wird.

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FOTOS (2): JENAWOHNEN Zur Verpuppung boh Larven des Speckkäfer­s sogar in festes Material, hier hinter einen Türrahmen.
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