Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Die Waffen der Terroristen
Flugzeuge, Lastwagen, Messer, Äxte – und jetzt Pfeil und Bogen: Attentäter nutzen ein breites Spektrum an Kampfmitteln
Immer wieder sorgen Terroranschläge für Entsetzen und lassen ganze Länder in Schockstarre verfallen. Der Angriff eines Bogenschützen in der norwegischen Stadt Kongsberg am Mittwochabend ist das jüngste Beispiel einer langen Liste von Attentaten der vergangenen Jahre – ob von Islamisten oder Rechtsextremisten.
Dabei nutzen Angreifer nicht nur Gewehre oder Pistolen für ihre Gewalt,
sondern immer wieder auch Waffen, die leicht zu besorgen sind, etwa Messer oder Äxte, die man im Supermarkt oder Baumarkt kaufen kann. Das aber war nicht immer so: Der 11. September 2001 ist eine Zäsur. Einen vergleichbaren Anschlag hat es bis heute nicht gegeben, nicht nur, was Opferzahlen und Folgen angeht. Auch den Aufwand und die Vorbereitung, den die Terroristen von Al-Kaida betrieben. Mit dem Aufstieg des „Islamischen Staates“(IS) begann 2015 eine Zeit der geplanten Angriffe in Europa mit sogenannten Hit-Teams. Die Attentäter von Paris und Brüssel griffen an strategischen Orten wie einem Flughafen oder einem Konzertsaal an, schossen wahllos in die Menge, zündeten Sprengstoffgürtel. Auch dieser Anschlag war minutiös geplant.
Mittlerweile zeigen sich die Sicherheitsbehörden alarmiert wegen eines Trends zu Einzelkämpfern. Sie nennen diesen neuen Typus „Solo-Terroristen“, die nicht in Terrorcamps
ausgebildet werden, sondern höchstens über Messengerdienste „ferngesteuert“aus dem Ausland. Ihre Waffen sind oft einfach: so wie in Nizza oder Berlin 2016 mit einem geklauten Lastwagen. Oftmals nutzen die Täter auch nur ein Messer oder eine Axt. Beim Attentat von Kongsberg in Norwegen deuten erste Erkenntnisse der Ermittler darauf hin, dass der Täter allein handelte. Auch er griff Menschen vor Ort an. Nur seine Waffe war ungewöhnlich: Pfeil und Bogen.